Studierendenleben
15.03.2022
Was haben ein Studium, die Ausbildung und der erste eigene Job gemeinsam? Kurze Denkpause… Genau, sie sind allesamt wichtige Schritte ins Erwachsenenleben und Meilensteine, die die meisten nach Abschluss ihrer schulischen Laufbahn durchqueren. Das Leben kann kommen und das Stehen auf eigenen Beinen gleich mit! Neben dem Verlassen stickiger Klassenräume und der Bewerbung für den kommenden Bildungsweg steht hier meist ein weiterer Punkt auf der To-Do-Liste in Richtung Erwachsenwerden an, welcher bei allen, im Gegensatz zum berühmt-berüchtigten Abschluss, zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt eintritt: die Rede ist vom Ausziehen, weg aus den elterlichen vier Wänden und hinein in die aufregende Welt der Selbstständigkeit.
Sind wir mal ehrlich, der Gedanke an die erste eigene Bleibe klingt wirklich verlockend ‒ gestalterische Freiheit, der:die eigene Chef:in sein und seinen Alltag selbst bestreiten. Die meisten Frauen ziehen durchschnittlich mit 23 Jahren aus dem trauten Heim der Eltern fort, während Männer den Umzug circa ein Jahr länger hinauszögern. Jeden Abend Pizza bestellen, zahlreiche Mädelsabende oder Partys mit den Kumpels feiern ‒ das Leben als persönlicher Herr oder Herrin des Hauses ist das wahre Paradies… Oder etwa doch nicht?
Die Wäsche stapelt sich beinahe bis unter die Decke, in der Küche hat das Geschirr seit dem Einzug kein Spülmittel mehr gesehen und überhaupt, was stinkt hier eigentlich so? Du gehst auf die Suche und findest ‒ mit ziemlich angewidertem Blick ‒ das Pausenbrot von vor drei Wochen, angegammelt unter dem Bett liegend. Hat sich dort nicht sogar etwas bewegt? Was gerne als Vorurteil gegenüber zahlreichen WGs genommen wird, ist das desaströse Ausmaß eines geplatzten Studi-Traums, ab sofort frei zu sein, auch von gänzlichen Verpflichtungen. Putzen, waschen, spülen ‒ was früher bei manchen Glückspilzen im Hotel „Mama“ die Eltern übernommen haben, ist ab sofort die ganz eigene Aufgabe. Daher ist es wichtig, vorab genau zu reflektieren, was beim bevorstehenden Auszug von Zuhause auf einen zukommen kann oder wird.
„Im Jugendalter ist es wichtig, den eigenen Lebensweg zu finden und sich zu individualisieren“, äußert sich Dr. Dieter Wolke, Professor für Entwicklungs- und Lebensspannenpsychologie, Oktober 2013 im Interview mit FOCUS online auf die Frage, ob das Ausziehen aus dem eigenen Elternhaus wichtig für die persönliche Entwicklung ist. „Die Rolle der Eltern sollte sich von der Erziehung zur Beratung verschieben, die dem jungen Menschen hilft, seine eigene Persönlichkeit zu konsolidieren und eigenen Neigungen nachzugehen.“
Damit soll er nicht Unrecht behalten, schließlich ist besonders die Altersstufe nach dem Schulabschluss und in der weiterführenden Ausbildung dafür prädestiniert, dass sich junge Erwachsene „selbst finden“ ‒ eine Standardfloskel, an der allerdings tatsächlich etwas dran ist, schließlich bringt das neue Leben in Freiheit auch die Verantwortung mit sich, sich seinen eigenen Weg selbst und ohne Beihilfe von Mama oder Papa zu bahnen.
Ob mit 18, 23 oder 29, der Auszug steht jeder und jedem von uns irgendwann bevor. Die Vorteile scheinen uns hierbei offensichtlich, allen voran mehr persönliche Freiheit und Selbstbestimmtheit. In der Tat, dass das Geschirr einen Tag ungewaschen in der Spüle stehen kann, ist ein Vorteil. Der Nachteil: Das Geschirr kann einen Tag ungewaschen in der Spüle stehen. Somit entpuppen sich vermeintliche Benefits schneller als fiese Faulheits-Falle, die früher vielleicht noch die Eltern beseitigt haben, als du schauen kannst. Um nicht ins kalte Wasser geworfen zu werden, werfen wir bereits vorab einen Blick auf die Chancen und Risiken, die auf dich zukommen werden.
Angefangen mit der warmen Dusche und den Vorteilen eines Auszugs von Zuhause:
Die Nachteile vom Auszug aus dem Hotel „Mama“
Die Risiken und Nebenwirkungen sind abgecheckt, du entscheidest dich für dein Leben in Freiheit. Sei es aufgrund des Studiums in einer anderen Stadt, dem Aufzug ins Nachbardorf oder in eine größere Region, ein Auszug, ohne dich vorab für einen Ort zum Leben entschieden zu haben, ist selbstredend unmöglich. Besonders in Metropolen wie Berlin oder Hamburg kann die Wohnungssuche schnell zur Sisyphus-Aufgabe werden, immerhin ist Wohnraum knapp, teuer und vor allem heiß begehrt.
Die meisten schwanken in ihrer Entscheidung zwischen den beiden Wohnformen allein versus zusammen mit anderen wohnen, schließlich kann beides seine Benefits haben. Während du in einer Wohngemeinschaft vor Einsamkeit, langer Weile und fehlenden sozialen Kontakten zwar gefeit ist, so ist man es allerdings meistens auch vor der heißgeliebten Ruhe, Privatsphäre oder den uneingeschränkten Besuchsmöglichkeiten von Freund:innen. Fest steht, diese Entscheidungsfrage ist Typsache: Während manche stets Menschen um sich benötigen, können andere eher Introvertierte einen nervlichen Kollaps erleiden, wenn sie die Mitbewohnerin bereits seit einer Stunde beim Lernen zuquatscht oder der Zimmernachbar meint, an einem Mittwoch die dritte Party dieser Woche veranstalten zu müssen.
Du gehörst eher zur Sorte „Menschen manchmal ja, aber nicht immer“? ‒ dann wäre vermutlich eine eigene kleine Wohnung oder ein Apartment das Richtige für dich. Während erstere meist Küche und Bad getrennt vom Schlafbereich beinhaltet, ist ein Apartment alles in einem. Hier hast du ein eigenes Bad, eine Küche und stets deine Ruhe, jedoch kann es auch zu Einsamkeit und Platzmangel kommen.
Entscheidung gefällt, Koffer gepackt, Wohnung am Start: gut gemacht, dein neues Leben kann nun endlich beginnen! Damit nichts schief gehen kann, hier eine Checkliste mit Dingen, an die du vor deinem Auszug denken solltest:
Nachdem wir nun sowohl die Sonnen- als auch Schattenseiten des Alleinlebens beleuchtet und uns verschiedenste Formen des Wohnens angeschaut haben, bleit abschließend die Frage zu klären, wann denn nun der „perfekte Zeitpunkt“ zum Realisieren der heiß gelaufenen Pläneschmiede angebracht ist. Wie du dir sicher denken kannst, ist „perfekt“ ein Begriff, den man eigentlich aus dem deutschen Wortschatz streichen müsste, denn nichts im Leben ist perfekt. Stattdessen wächst man Stück für Stück mit seinen Aufgaben, nicht umsonst heißt es im Volksmunde: „Probieren geht über studieren“.
Trotz aller Überlegungen und jeglichem Kopfzerbrechen bist du dir jedoch nach wie vor unsicher, ob deine aktuelle Situation einem Auszug gerecht werden kann. Fragen wie: „Sollte ich lieber doch noch warten?“ oder „Bin ich der Aufgabe eines eigenen Haushalts gewachsen?“ kommen auf, die Unsicherheit steigt. Doch keine Sorge, dass die Aufregung vor dem ersten Auszug aus dem Elternhaus groß ist, ist ganz normal, schließlich war man bis zu diesem Zeitpunkt zwar erwachsen, konnte jedoch einen Teil der Verantwortung nach wie vor an die Familie abgeben. Von nun an heißt es „selbst leben“ und ‒ vor allem ‒ für sich selbst sorgen. Um zu überprüfen, ob sich eine eigene Bleibe aktuell für dich rentiert, kannst du dir beispielsweise folgende Fragen stellen:
Nachdem du diese Fragen und deine Beweggründe für einen Auszug reflektiert hast, kann deiner Reise in die offene Welt der Freiheit nichts mehr im Wege stehen ‒ und falls du dich dafür entscheiden solltest, noch ein wenig bei deinen Eltern wohnen zu bleiben, weißt du nun auch um die Vorteile, welche du gegenüber einer eigenen Bleibe genießt!
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