Studium mit Kind: eine finanzielle und logistische Herausforderung!

Studierendenleben

03.02.2023

Studium mit Kind: eine finanzielle und logistische Herausforderung!

Das Studium an sich erfordert schon einen langen Atem, ein hohes Maß an Selbstdisziplin und ein Hang zur Sparsamkeit kann auch nicht schaden. Übernehmen Studierende aber noch Verantwortung für eigene Kinder, bekommen die Themen Finanzierung und Zeitmanagement ein ganz anderes Gewicht und rücken stärker denn je in den Fokus der studierenden Mütter und Väter.

Der Studienerfolg kann dann schnell davon abhängen, wie gut diese beiden Faktoren gesichert und geplant sind. Wie viele Studierende betrifft das überhaupt? Was sind ihre besonderen Belastungen? Wie kann man sie unterstützen? Wo können Studierende mit Kind Unterstützung finden? Diesen Fragen geht der folgende Beitrag nach: Du findest hier, Zahlen, ein Interview und nützliche Links zum Thema Studium mit Kind.

Studierende mit Kind: Zahlen und Fakten

Rund 6 Prozent der Studierenden in Deutschland haben ein Kind bzw. mehrere Kinder. 10% der weiblichen und 7% der männlichen Studierenden mit einem Kind bis 15 Jahre ist alleinerziehend. Und Studierende mit Kind im Erststudium sind durchschnittlich 35 Jahre alt und damit 11 Jahre älter als ihre kinderlosen Kommiliton:innen. Das sind die Zahlen, hinter denen sich jeweils ganz individuelle Biografien verbergen. So vielfältig diese Biografien sind, so vielstimmig sind auch die Meinungen zum Thema Kinder bekommen und studieren. Viele trauen sich die Doppelbelastung von Studium und Kind schlicht nicht zu oder scheuen sich vor den finanziellen Belastungen, genießen diesen Lebensabschnitt lieber ohne Pflichten für ein eigenes Kind. Gerade wenn man sich aber zu einem späteren Zeitpunkt, als direkt nach dem Abitur, dafür entscheidet ein Studium aufzunehmen, kann es sein, dass die Familienplanung bereits vorangeschritten ist und diese Personen sich bereits als Mutter oder Vater einschreiben. Oder natürlich während des Studiums dafür entscheiden ein Kind zu bekommen. So oder so sind sie in einer Minderheit, wie die obigen Zahlen zeigen. Eine Minderheit, die besondere Unterstützung braucht, damit sich beide Lebensbereiche harmonisch verbinden lassen oder sich zumindest nicht gegenseitig ausschließen. Gerade für Alleinerziehende kann diese Doppelbelastung aus Studium und Kind extrem herausfordernd sein. Auch im folgenden Interview mit einer alleinerziehenden Studentin werden typische Hürden deutlich. Und um das Leben mit Studium und Kind zu erleichtern, finden sich am Anschluss viele nützliche Tipps und Links zu den Themen Betreuung, Finanzierung und Familienleben auf dem Campus.

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Interview mit einer alleinerziehenden Studentin im 3. Semester an der Universität Hamburg

Welche Rolle spielt die externe Kinderbetreuung in Eurem Leben?

Laura: „In meinem vorherigen Job im Schichtdienst war ich definitiv noch abhängiger von den Kindergartenzeiten, nichtsdestotrotz würde ich mich als absolut angewiesen beschreiben, zumal ich Alleinerziehende bin. Da die Großeltern meines Kindes noch beide berufstätig sind und dementsprechend Unterstützung nur am Nachmittag realistisch ist, bietet der Kindergarten einen sicheren Ort, um mich ohne mein Kind fortbilden zu können.“

Wie hat sich die Coronazeit auf Dein Studium als Alleinerziehende ausgewirkt?

Laura: „Da normalerweise Vorlesungen, wenn mein Kind im Kindergarten ist, eigentlich nur in der Zeit zwischen 10:00 bis 13:45 Uhr wirklich realistisch umsetzbar sind, fiel mir das Studium vor allem mit den asynchronen Vorlesungen deutlich leichter. Die freie Zeiteinteilung hat es mir ermöglicht, die Vorlesungen abends, wenn mein Kind bereits schlief, anzuschauen. Das habe ich als großen Gewinn wahrgenommen, leider ist das weitgehend wieder abgeschafft worden. Die Präsenzpflicht ist zwar für den Austausch sicher besser, aber manchmal eben schlecht umzusetzen in einem so eng gesteckten Zeitrahmen.“

Was sind Deine größten Herausforderungen im Unialltag?

Laura: „Grundsätzlich empfinde ich es als sehr schwierig, mit der ganzen Bürokratie zurecht zu kommen, Informationen zu finden, Anträge auszufüllen. Ein gutes Beispiel dafür sind Härtefallanträge, diese wurden bei mir bis jetzt immer abgelehnt und ich hatte einfach keinen Nerv in die Konfrontation zu gehen. Neben dem ist es oft finanziell schwierig, selbst mit BAföG, da es kaum Informationen über die Möglichkeiten gibt Gelder zu beantragen.“

Was würdest Du Dir wünschen, damit Dein Studium leichter zu bewältigen ist?

Laura: „Ich würde es als Erleichterung ansehen, wenn es einen Studienkompass zum Thema Studieren mit Kind gäbe, hierbei wäre es mega, eine Übersicht zu erhalten, worauf ich beispielsweise BAföG-Anspruch hätte. Und warum ist es so kompliziert eine Mensakarte für Kinder zu beantragen? Eine kulantere Handhabung der Seminarleistung hinsichtlich der Anwesenheitspflicht wäre auch sehr hilfreich. Maximal zweimal fehlen zu dürfen, erzeugt einen hohen Druck, kleine Kinder sind häufiger krank, gerade in den Wintermonaten.“

Warum hast Du Dich gegen die Kinderbetreuung der Universität entschieden?

Laura: „Da mein Kind schon den Wechsel zum Vater jedes Wochenende hat und sie lange braucht, um Vertrauen zu fassen, ist es für mich keine Option, sie einem erneuten Umgebungswechsel auszusetzen und woanders betreuen zu lassen. Es war also keine Entscheidung gegen die Betreuung an der Uni, vielmehr eine Entscheidung für die bereits bestehende. Ich habe jedoch die Wochenendbetreuung und den Betreuungsfond schon mal in Betracht gezogen. Hierbei sehe ich jedoch ein bereits angesprochenes Hindernis: die Bürokratie. Außerdem bin ich erst sehr spät, im 3. Semester, überhaupt auf die Information gestoßen, dass es so etwas gibt.“

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Angebote und Links für Studierende mit Kindern

Zum Angebot der Universität Hamburg gehört das Familienbüro. Das Familienbüro stellt auf seiner Seite Informationen zu folgenden Themen bereit:

  • Beratungsmöglichkeiten
  • Studienorganisation
  • Finanzierung
  • Elternzeit
  • Mutterschutz
  • Familienleben auf dem Campus
  • Weitere Angebote für Familien und Kinder in Hamburg
  • Auslandsstudium mit Kind
  • Alleinerziehende

Um sich zu dem Thema Kinderbetreuung umfassend zu informieren, bietet sich der Leitfaden zu Kinderbetreuungsangeboten an der Universität Hamburg an. Die Gruppe der Alleinerziehenden können sich auf einer Seite speziell für ihre Belange und besonderen Bedürfnisse informieren. Das Thema Finanzierung wird noch einmal gesondert aufgeschlüsselt und die interessierten Personen können sich zu den Punkten Arbeitslosengeld II, BAföG, Darlehen, Elterngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag, Leistungen für Alleinerziehende, Stipendien, Unterhalt sowie Wohngeld informieren. Eine herausstechende Möglichkeit, Unterstützung zu erhalten, ist das Projekt Madame Courage: „Madame Courage will Alleinerziehenden ein selbstbestimmtes Leben mit Kind ermöglichen und sie für Führungspositionen qualifizieren.“ Das vorrangige Ziel ist es, die alleinerziehenden und schwangeren Studentinnen dabei zu unterstützen, den Studienabschluss zu erreichen. Gerade in der Endphase des Studiums kann sich der Druck auf die Studentinnen noch einmal krisenhaft zuspitzen. Hier sollen sie sowohl ideell als auch finanziell durch das Projekt unterstützt werden. Denn die Doppelbelastung von Kind und Prüfungen droht sich nicht selten negativ auf die Studiendauer und vor allem den Studienabschluss auszuwirken. Noch problematischer wird es, wenn:

  • BAföG nicht bzw. nicht länger in Anspruch genommen werden kann,
  • Unterhaltsansprüche nicht durchgesetzt werden können und
  • kein Anspruch auf anderweitige staatliche Förderung und Unterstützung besteht.

Auch nach Erlangen des Abschlusses möchte das Projekt Madame Courage begleitend den Geförderten zur Seite stehen und mittels Praktika und Mentoring den Berufsstart erleichtern.

Vielleicht bestaunen viele das Kinder bekommen während des Studiums als eine mutige Entscheidung. Vielleicht ist es gar keine Entscheidung gewesen und soll trotzdem so sein. Vielleicht haben aber auch Studierende bereits als Mutter oder Vater begonnen zu studieren. Für alle gilt: Diese Doppelbelastung kann eine echte Herausforderung werden. Da braucht es immer wieder ganz viel Optimismus und Kraft und natürlich Unterstützung. Unterstützung aus dem familiären und sozialen Umfeld, aber auch von Seiten der Institutionen, wie der Universität selbst und den zuständigen Behörden. Denn erst, wenn die Finanzierung und die Kinderbetreuung gesichert sind, ist der Kopf frei für das Studium!

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