Studierendenleben
03.09.2024
Seife. Mit eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit. Sie verhindert Krankheiten, Infektionen und sorgt für Wohlbefinden und Reinheit. Seit Jahrtausenden gibt es sie und doch ist sie im Grundaufbau immer gleich. Wie Du Seife selbst machen kannst, dass dies alles andere als kompliziert ist und wie Du dabei sogar ordentlich Geld sparen kannst, erfährst Du in diesem Artikel.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten Seife selbst zu machen: Im Kaltprozess, im Heißprozess oder aus Kernseife. Fest oder flüssig, beides möglich, nur sei schon mal vorneweg gesagt, dass selbstgemachte Flüssigseife schwieriger ist als feste Seife, weshalb wir uns in diesem Artikel mit der festen Seife beschäftigen werden.
Zunächst eine kleine Begriffserläuterung: Sieden beschreibt den ursprünglichen Vorgang der Seifenproduktion. Hier wurden Öle und Asche so lange „gesiedet“ sprich über Feuer gekocht, bis sich eine Paste entwickelt hat, welche die Seife ist.
Eine Urform der Seife gab es bereits vor über 4500 Jahren im heutigen Irak. Hier haben die Sumerer aus Ölen und alkalischen Pflanzen eine reinigende Paste entwickelt. Auch in Europa und Ägypten gab es Urformen der uns heute bekannten Seife, jedoch stammt die uns heute bekannte Seife, zumindest die traditionelle Naturseife (kein Industriemüll mit fragwürdigem Inhalt 😉), aus dem heutigen Syrien.
Dass Seife reinigend ist, dürfte allen heute klar sein. Dies war in Europa nicht immer so. Während des großen Ausbruchs der Pest, vermutete man, dass Wasser und Seife Erreger verbreiten würden, weshalb man eher auf Puder gesetzt hat. Wer weiß, wenn damals bekannt wäre, dass Seife die Rettung wäre, wären vielleicht nicht ganz so viele Menschen gestorben.
Das zeigt, Seife kann Leben retten!
Während in Westasien die Tradition des Seifensiedens fest verwurzelt ist, begann man in Europa später damit, verschiedene Arten von Seifen zu entwickeln, so in Marseille. Ludwig der 14. war es, der eine Art „Reinheitsgebot für Seifen“ erlassen hat, welches unteranderem vorschrieb, dass keine tierischen Fette in der Seife landen durften, sie durfte zu Beginn nur aus Olivenöl bestehen. Für die Massenproduktion von Seife wurden sogar Fachkräfte aus dem Ausland angeworben, welche die Seifenproduktion besser beherrschten als die Franzosen.
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Mit eine der weltweit bekanntesten traditionellen und auch ältesten Seife ist die Aleppo Seife aus Syrien. Sie ist der Opa der in Europa bekannten Seife aus Marseille (welche für Ihre 72% Olivenöl bekannt ist). Die Seife war für Aleppo nicht nur ein Alltagsmittel, sie verhalf auch zu wirtschaftlichem Aufschwung insbesondere der Export der Seife über die Seidenstraße hat die Seifenkultur insbesondere in Asien und Europa zu neuen Seifenkreationen bewegt.
Um Seife selbst zu machen, benötigt man natürlich einige Gerätschaften, welche Ihr auch aus Eurem Küchenrepertoire nehmen könnt. Hier jedoch die wichtige Info: Es empfiehlt sich Gerätschaften, welche für die Seifenherstellung genutzt wurden, nicht mehr zum Zubereiten von Essen zu verwenden!
An Gerätschaften braucht Ihr:
Es empfiehlt sich, zu Beginn mit einem einfachen Rezept anzufangen. Hierbei ist das 25er Rezept ratsam. Bei diesem werden 4 verschiedene Öle und Fette zu gleichen Teilen (in Gramm!) verwendet.
Alle Zutaten, Öle, Fette, Wasser und Lauge werden in Gramm berechnet, da sich Milliliter im Gewicht stark unterscheiden können.
Die Wahl der Öle ist eine Wissenschaft für sich. Wer meint, dass Olivenöl oder Mandelöl in Seifen keinen Unterschied machen irrt! Es gibt im Netz verschiedene Foren und Blogs, die sich im Detail mit den Ölen und Fetten in Seifen befassen, da kann man stöbern, wenn man ein wenig mehr Erfahrung im Seifensieden hat.
Für den Anfang bekommt Ihr eine gut bewährte „Öl Auswahl“ hier vorgeschlagen. Diese Auswahl müsstet Ihr auch im Supermarkt oder Reformhaus finden können.
Diese Öle ergeben Eure Gesamtfettmenge, ein Begriff, welchen Ihr in Bezug auf das Seifensieden öfter hören werdet. Entsprechend liegt die Gesamtfettmenge bei diesem Rezept bei 400 Gramm. Für den Anfang sollte auch nicht weniger genommen werden, da sich falsche Berechnungen in kleineren Mengen eher erkenntlich machen als bei etwas größeren Mengen, wodurch eine Falschberechnung nicht unbedingt mit einem Wegwerfen der Seife einhergehen muss.
Bei diesem Rezept empfiehlt sich eine Wassermenge (am besten destilliertes Wasser) von etwa 30-33% der Gesamtfettmenge. Also in diesem Beispiel etwa 120 Gramm.
Nun zur Berechnung der Lauge. Um feste Seife zu sieden, benötigt man Natriumhydroxid (NaOH). Dies bekommt Ihr in einigen Apotheken, oder einfach im Internet. Achtung! Natriumhydroxid ist stark ätzend! Kinder und Haustiere sollten daher bei der Herstellung der Seife sicher woanders aufbewahrt werden. Da man beim Berechnen einiges falsch machen kann, und die Auswirkungen verheerend sein könnten, kann man auf einigen Seiten die richtige NaOH Menge berechnen lassen. Das könnt Ihr natürlich auch selbst, aber zu erklären wie, würde einige Artikel mehr in Anspruch nehmen 😉
Hier gebt Ihr an, welche Öle Ihr in welcher Menge nutzt, wie viel Prozent Wasser und gegebenenfalls wie viel Duft z.B. in Form von ätherischen Ölen wie Orange oder Lavendel (etwa 3-5% der Gesamtfettmenge, in unserem Beispiel etwa 12-20 Gramm) in die Seife sollen. Auch die Überfettung der Seife könnt Ihr dann bestimmen. Ist die Überfettung zu niedrig, kann die Seife die Haut austrocknen, ist die Seife zu hoch überfettet, ist der Effekt der reinigenden Wirkung geringer.
Grob braucht Ihr folgende Zutaten, für unser Rezept:
Jeder Seifensieder geht bei den Schritten ein wenig anders vor. Mit ein wenig Übung findet Ihr Euren eigenen Stil. Grob gibt es allerdings drei Schritte, die alle beachten müssen. Bei dem folgenden Vorgehen wird die Seife im Kaltprozess hergestellt, da dies zu Beginn einfacher ist. Der Unterschied zum Heißprozess ist, dass der Seifenleim, Erklärung dazu folgt 😉, zusätzlich erhitzt wird, bevor dieser in Formen gegeben wird.
(Schritt 1 und 2 können auch getauscht werden)
Da die Phasen, in denen Ihr mit der Lauge zu tun habt, am gefährlichsten sind, zieht direkt Eure Schutzkleidung an!
Im ersten Schritt mischt Ihr die Lauge an, welche beim Anmischen sehr heiß werden kann, und daher ein wenig mehr Zeit zum Runterkühlen benötigt.
Hierfür gebt Ihr die abgewogene Wassermenge in das Behältnis, in welchem Ihr die Lauge anrühren wollt. Das Behältnis sollte nicht zu klein sein jedoch tief genug, damit nichts rausspritzt.
Danach gebt Ihr vorsichtig Stück für Stück das NaOH unter Rühren, mit dem Schneebesen, ins Wasser. Rührt schön vorsichtig, in der Regel ist extremes Rühren nicht notwendig 😉.
Hier die wichtigste Info, was man in diesem Schritt falsch machen kann: Das Wasser darf NICHT über das NaOH gegossen werden!!! Die Folgen wären verheerend. Richtig ist, NaOH zum Wasser geben, und nicht umgekehrt!
Nachdem Ihr die komplette Menge NaOH ins Wasser eingerührt habt, stellt das Behältnis an einen sicheren Platz zum Abkühlen. Ihr könnt auch Kühlkissen drumherum legen, damit die Lauge schneller abkühlt.
Die Lauge sollte auf eine Temperatur von 30-40 Grad runtergekühlt werden, bevor sie im dritten Schritt verwendet wird.
Während die Lauge abkühlt, könnt Ihr die Öle vorbereiten. Hier gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Entweder messt Ihr alle Öle und Fette in einem Behältnis ab und erhitzt sie komplett gemeinsam über einem Wasserbad, sodass alle festen Fette geschmolzen sind und etwa 60 Grad erreichen, oder Ihr erhitzt in einem Topf bei geringster Temperatur erstmal nur die festen Fette und gebt, nachdem diese geschmolzen und bei 60 Grad angekommen sind, die flüssigen Fette hinzu und rührt alles gut um.
Egal, welche Variante Ihr bevorzugt, am Ende ist wichtig, dass alle Öle und Fette gut vermischt sind und einmal auf 60 Grad gelandet sind.
Sobald dies geschehen ist, lasst die Ölmischung auf etwa 30-40 Grad abkühlen.
Wenn sowohl die Öl-Fett Mischung als auch die Lauge eine Temperatur von etwa 30-40 Grad haben (wenige Grad Unterschied sind nicht schlimm), können diese zusammenkommen.
Die Öl-Fett Mischung ist mittlerweile in der großen Schale, welche Ihr vorbereitet habt. Zu dieser gebt Ihr nun vorsichtig über das kleine Sieb die Lauge. Das Sieb soll verhindern, dass eventuelle nicht aufgelöste Klümpchen des NaOH in der Seife landen. Diese Mischung entwickelt sich nun zu unserem Seifenleim.
Sobald die Lauge vollständig zugegeben wurde, geht es ans Mischen. Zu Beginn könnt Ihr alles gut mit dem Schneebesen verrühren und danach mit dem Pürierstab loslegen. Hierbei darauf achten, dass nichts spritzt.
Rührt den Seifenleim so lange weiter, bis er eine dickere Konsistenz bekommt. Wie genau diese sein soll, ist in der Seifensiederwelt ebenfalls umstritten. Während einige sagen, es reicht, wenn er wie eine cremige Suppe ist, sagen andere, er solle doch eher ein Püree werden…
Ihr seid auf der sicheren Seite, wenn dieser weder wässrig noch pampig ist. Sobald er in etwa die Konsistenz von Pudding hat, bevor man diesen abfüllt, ist der Seifenleim bereit zur weiteren Verarbeitung. Macht während des Mischens immer eine kleine Pause, um die Konsistenz zu überprüfen.
Nun gebt Ihr vorsichtig, da die Masse immer noch hoch ätzend ist, den Seifenleim in Eure vorbereiteten Formen. Um nichts zu verschwenden, nehmt hierfür auch den Backspachtel, um alle Reste zu verwenden. Sobald Ihr den Seifenleim auf die Formen verteilt habt, deckt Ihr diese mit Frischhaltefolie ab und lasst alles mindestens 24 Stunden in Ruhe.
Nach den 24 Stunden, könnt Ihr die Seife aus den Formen holen. Sollte die Seife hierfür noch nicht fest genug sein, könnt Ihr diese in den Formen einige Stunden in den Kühlschrank stellen, jedoch ist das bei diesem Rezept recht unwahrscheinlich.
Wenn Ihr die Seife aus den Formen geholt habt, stellt diese an einen luftigen Ort und lasst sie mindestens 4 Wochen trocknen. Je länger Ihr wartet, desto besser wird das Endergebnis. Bei Seifen mit sehr viel Olivenöl trocknen die Seifen mindestens 1 Jahr!
Um zu überprüfen, ob die Seife nach 4 Wochen fertig ist, könnt Ihr der Seife „ein Küsschen geben", kein Witz. Wenn die Seife wie Seife schmeckt, ist sie fertig, wenn sie eher „prickelnd" ist, braucht sie noch ein wenig mehr Zeit zum Reifen.
Aber dann habt Ihr schon Eure erste Seife gesiedet und könnt stolz auf Euch sein! Seife machen kann nicht nur ein super Hobby werden, es ist auch eine schöne Möglichkeit Naturseife günstig selbst zu machen, also „Win Win“.
Auch beim Reinigen der Utensilien ist Vorsicht geboten. Hierbei könnt Ihr, wenn Ihr es sicherer haben wollt, alles 24 Stunden lang stehen lassen und dann abwaschen, da die ätzende Wirkung in der Zeit nachgelassen hat, oder vorsichtig mit ordentlich Reinigungsmittel und viel Wasser direkt alle Utensilien reinigen. In jedem Fall empfiehlt sich auch beim Reinigen Schutzkleidung zu tragen.
Ja, Ihr könnt auch einfach aus Kernseife neue Seifen kreieren, was wesentlich einfacher und ungefährlicher ist und daher auch mit Kindern gemacht werden kann.
Hierfür ist das Grundrezept recht einfach:
So einfach wie die Zutaten sind, so einfach ist auch die Zubereitung:
Gerade für Geschenkideen von und für Kinder ist dieses Rezept ideal. Man kann die Seife hübsch dekorieren und verpacken und hat schöne persönliche Geschenke für die Liebsten.
Nun wollen wir einmal zusammenfassen, welche Vorteile feste Seife hat 😉
Vorteile feste Seife:
Nachteile feste Seife:
Vorteile Flüssigseife:
Nachteile Flüssigseife:
Man sieht, beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile: Während feste Seife nachhaltiger und ergiebiger ist, sieht Flüssig_seife_ länger hübsch aus. Am Ende muss jede Person für sich entscheiden, was ihr lieber ist, jedoch sei verraten, wer feste Seifen selbst macht, kann der Kreativität freien Lauf lassen, was Deko, Form und Aussehen der Seife angeht.
Seife selbst zu machen ist eine schöne Möglichkeit, um der Kreativität freien Lauf zu lassen, Geld zu sparen und der Umwelt etwas Gutes zu tun. Insbesondere bei fester Seife hast Du kaum Abfälle, die entstehen und brauchst Dir auch bei Deinem nächsten Flug keine Sorgen machen, ob Dein Duschgel und Co. mehr als 100 ml haben.
Viel Spaß bei Eurem neuen Hobby!
In diesem Artikel wird für eine bessere Lesbarkeit und Auffindbarkeit tendenziell die männliche Bezeichnung verwendet. Wir richten uns aber an alle Geschlechter.
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