Private Hochschulen vs. staatliche Hochschulen: Das sind die Vor- und Nachteile

Studierendenleben

27.10.2020

Private Hochschulen vs. staatliche Hochschulen: Das sind die Vor- und Nachteile

Um private Hochschulen ranken sich so viele Mythen und Legenden, dass kaum einer der Otto-Normal-Studenten jemals einen Fuß auf das Gelände einer privaten Universität setzt. Ob es um berüchtigte Studentenverbindungen geht, horrende Studiengebühren oder Wohnheime im Stile des elitären Internats: Um diese Assoziationen kommst du kaum herum, wenn du ein Studium an einer privaten Hochschule in Erwägung ziehst.

Wie bei jeder anderen Entscheidung, wie bei eigentlich allem im Leben, ist es allerdings nicht weise, sich von Vorurteilen leiten zu lassen. Stattdessen muss ein klarer Faktencheck her, der dir am Ende die Entscheidung leicht macht. Basis dieses Faktenchecks sind Informationen, sowohl über staatliche als auch über private Hochschulen. Denn wie so oft ist hier vieles nicht schwarz oder weiß, sondern manchmal ganz schön grau.

Unterscheiden sich Vorlesungen an privaten Hochschulen eigentlich von denen, die in staatlichen Hochschulen angeboten werden? Verbessert ein Studium an einer privaten Hochschule deine Karrierechancen oder verbaust du dir damit sogar Möglichkeiten? In welcher Preisspanne liegen die Studiengebühren einer privaten Hochschule und welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es? Kann man sich auf einer privaten Hochschule auch ohne Privatvilla und Butler wohlfühlen? Rund um diese Fragen findest du hier Antworten. Die richtige Entscheidung zu treffen, ist dann gar nicht mehr so schwer.

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Das Studium: Schule oder Universität?

Was viele Studierende an staatlichen Hochschulen reizt, ist die Freiheit des Studentenlebens. Zwar müssen auch an einer normalen Universität Fristen eingehalten werden, was manchmal ganz schön stressig werden kann. Und auch hier warten am Ende des Semesters ein Klausurenmarathon oder die berüchtigten mündlichen Prüfungen. Allerdings ist Anwesenheitspflicht, bis auf Fachhochschulen oder kleinere Seminare, meist ein Fremdwort. Da wird nicht selten drei Wochen vor der Prüfung das erste Mal die Vorlesung besucht. Bei einer Anzahl von bis zu 500 Studierenden pro Kurs fällt das sowieso nicht weiter auf.

An einer privaten Hochschule ist diese Strategie schlichtweg unmöglich. Kleinere Studiengänge und feste Strukturen durch einen Vorlesungsplan machen unbemerktes Fehlen unmöglich. Das kann aber auch Vorteile haben: Studierende mit einer Tendenz zur Prokrastination erwarten lange den Tag des intensiven Selbststudiums, der allerdings genauso lange auf sich warten lässt. Durch die intensive Betreuung und das Wissen um deine hohe Investition lernst du an einer privaten Hochschule automatisch effizienter.

Das Leben „danach“: Deine Karrierechancen

Die meisten Studierenden haben beim Nachdenken über eine Privatuni direkt den erfolgreichen Einstieg als Top-Manager im Kopf. Das hat mit der Realität allerdings recht wenig zu tun. Deine Karrierechancen können sowohl als Absolvent einer staatlichen als auch einer privaten Hochschule gleich gut sein.

Privatunis haben in der Tat oft den Vorteil einer engen Bindung an Unternehmen. Durch die private Finanzierung können in der Regel nur Studiengänge angeboten werden, die wirtschaftlich subventioniert werden. Studenten profitieren davon durch Gastvorträge, hervorragende Möglichkeiten für Praktika und ein breites Netzwerk an Kontakten.

Wenn du dagegen dein Studium nicht aus rein wirtschaftlichen Interessen antrittst, sondern beispielsweise auch wissenschaftliche Begeisterung mitbringst, liegen deine Karrierechancen besser an einer staatlichen Universität, Hochschule oder Fachhochschule. Hier findest du eine ganze Palette an Studiengängen sowie Vorgaben wie Praxissemester, die das Image des akademischen Elfenbeinturms widerlegen. Wer sich an einer staatlichen Universität durchsetzt, bringt zudem oft auch Qualifikationen wie Ausdauer, Engagement und Selbstständigkeit mit. Fähigkeiten, die Arbeitgeber schätzen.

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Der Sparschwein-Faktor: Private oder staatliche Hochschule?

Die Studiengänge mögen noch so perfekt betreut sein und der Anschluss an die regionale Wirtschaft kann per täglichen Shuttle erfolgen: Irgendwie muss das Ganze auch finanziert werden. Die Finanzierung einer privaten Universität oder Fachhochschule ist immer noch das Ausschlusskriterium für die meisten Studierenden.

In der Tat ist Deutschland eines der wenigen Länder, in denen Studiengebühren der Vergangenheit angehören. Hier werden an einer staatlichen Hochschule rund 300 Euro pro Semester fällig, das Semesterticket ist schon dabei. Davon können Studierende anderer Länder nur träumen. Dort ist studieren in der Regel unausweichlich mit Verschuldung durch einen Studienkredit verbunden.

Ein Privatstudium ist ähnlich teuer wie ein Studium im Ausland. Um zu studieren, zahlst du jährlich bis zu 10.000 Euro. Und das sind nur die Studiengebühren. Die alltäglichen Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Sonstiges kommen noch oben drauf. Ein gesamtes Studium reicht da schnell an die 50.000-Euro-Grenze heran.

Da gibt es nur zwei Möglichkeiten. Option eins: Du bist reich. Option zwei: Du leihst dir die Kohle, sammelst Stipendien und gehst arbeiten. Dieser Mix hat sich für viele Studierende im wahrsten Sinne des Wortes schon oft „ausgezahlt“. Und noch eine gute Nachricht: Bei entsprechenden Voraussetzungen gibt es BAföG für Privatstudenten genauso wie für Studierende an staatlichen Einrichtungen. Der beste Tipp lautet: Mach dir einen Finanzplan, um das Vorhaben realistisch einschätzen zu können.

Auf nach Hogwarts: Was ist dran an Vorurteilen?

Studieren macht nur dann auch Spaß, wenn deine Kommilitonen keine besenreitenden, Pardon, ferrarifahrenden Schnösel sind, die sich mit Start der Semesterferien zu Ihrer Urlaubsresidenz auf Mauritius begeben (es sei denn, sie nehmen dich mit). Ein Studium besteht nämlich nicht nur aus Bestnoten, Prüfungen und Lernmarathons. Sondern ebenso aus Kontakten zu Kommilitonen, die auch die nächsten 10 Jahre halten.

Was ist also dran, am elitären Image der Privatuni? Wieder einmal lässt sich keine generelle Antwort treffen. Es gibt sie durchaus, die Privatunis, die von Golfrasen umgeben sind, soweit das Auge blickt. Aber es gibt auch private Hochschulen, die sich um das Wohl jedes einzelnen Studierenden bemühen und Kandidaten anziehen, die sonst vielleicht niemals ein Studium in Erwägung gezogen hätten.

Genauso kannst du an einer staatlichen Uni in einem Betonbunker mit Massenvorlesungen landen. Oder dein Studium beginnt in einem denkmalgeschützten Gebäude, und der Dekan begrüßt jeden persönlich. Es lohnt sich daher, je nach Uni, Hochschule oder auch Fachhochschule, die individuellen Umstände zu betrachten. Der beste Weg, um Vorurteile aus dem Raum zu räumen, ist immer noch der persönliche Besuch. So kannst du dir selbst ein Bild machen.

Privat studieren: Was sind deine Gründe?

Kleine Studiengänge, unter intensiver Betreuung studieren, Netzwerke in die Wirtschaft: Das alles sind gute Gründe, die aber trotzdem den Sparschwein-Faktor nicht aufwiegen. Außer wir reden hier über Mauritius. Falls das nicht der Fall ist: Es gibt noch einen weiteren Grund, der viele überzeugt, sich letztlich doch an einer Privatuni einzuschreiben.

Viele Studiengänge sind an staatlichen Einrichtungen so beliebt, dass du jahrelang warten musst und selbst dann noch keine Garantie auf einen Platz hast. Der Vorreiter unter diesen Studiengängen ist Medizin, aber auch andere Studiengänge an renommierten Unis haben lange Wartelisten. Falls du deinen Traum nicht aufgeben möchtest und nach Alternativen suchst, ist eine private Uni, Hochschule oder Fachhochschule oft das Mittel der Wahl. Zusammen mit BAföG, einem Nebenjob und Stipendien kann es klappen. Viel Erfolg!

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