Studierendenleben
08.02.2022
„Wir brauchen Maßgaben für privaten Konsum, die klarmachen, dass es kein Recht auf Umweltzerstörung gibt“- Stefan Krug, Greenpeace, September 2017
Drei ganze Erden. Diese enorme Menge an Fläche wäre potenziell von Nöten, sollte jeder und jede auf diesem Planeten dieselbe Art zu leben pflegen wie wir es aktuell tun. „Die fossile Energieerzeugung mit Kohle und Erdgas, die Auto- und Flugmobilität, der Energieverbrauch im Gebäudesektor und das Konsumniveau tierischer Produkte“- wie bereits das Umweltbundesamt feststellt, gestaltet sich die „Deutsche Vita“ in Realität alles andere als nachhaltig. Zugegeben: wir Deutschen wandern auf ziemlich großem Fuß. Bereits im Mai vergangenen Jahres wäre laut der Organisation Global Footprint Network der „Earth Overshoot Day“ oder auch „Erdüberlastungstag“ geschehen- ein Tag, an dem ein Land in einem Gedankenexperiment seinen Ressourcenanteil vollständig verbraucht hat. Was darauf folgt? Seit diesem Tag an leben wir bereits einen negativen Einfluss auf Kosten zukünftiger Generationen sowie anderer Staaten- eine erschreckende Vorstellung.
Vor unserem Industriestaat Deutschland belegen ferner lediglich Russland, Österreich sowie Australien die Plätze unter den Top-Ressourcenverbraucher:innen. Allen voran folgen mit einem Rekordwert von fünf benötigten Erden die USA, welche durch wenig ressourcenschonendes Konsumverhalten die globale Gesamtanzahl von 1,75 Planeten meilenweit hinter sich lassen. Dass dieses Ausmaß an Ressourcennutzung, wie es zahllose Industrienationen aktuell zu handhaben pflegen, nicht von ewiger Dauer sein kann, ist logisch. In diesem Zusammenhang ist der Begriff des CO2-Fußabdruckes vermutlich den meisten von uns geläufig: eine gängige Definition beschreibt diesen als die Gesamtmenge an Kohlenstoffdioxid und Äquivalenten, welche jede:r durch den individuellen Lebensstil verursacht. Bei unserem aktuellen Lebensstil ist dies nicht gerade wenig.
In Debatten darüber, wie und ob Nachhaltigkeit stärker in den Fokus gerückt werden kann, taucht rasch die Frage auf, anhand welcher Faktoren denn überhaupt gemessen werden kann, was nun ressourcenschonend ist- ein Indikator muss her. Aufgrund aktueller medialer Präsenz des Themas, besonders in Bezug auf Klimawandel, Artenschutz sowie Konsumreduktion beispielsweise durch Minimalismus, wird sich im Folgenden der Frage gestellt, wie Nachhaltigkeit definiert wird, ob ich selbst mit meinem Verhalten positive oder negative Auswirkungen auf meine Umwelt zeige und was ich tun kann, um dies eventuell zu verbessern!
Beschäftigt man sich ein wenig mit Nachhaltigkeitsforschung und Klimaschutz, so wird man keine drei Klicks innerhalb der Tiefen des World Wide Webs benötigen, um auf eine Metapher zu stoßen, welche vielen bekannt, aber wenigen tatsächlich geläufig ist: der ökologische Fußabdruck. Doch was genau ist hierunter eigentlich zu verstehen und weshalb spricht alle Welt davon?
Um uns diesem Thema systematisch zu nähern, sollten wir zunächst definieren, was genau der Nachhaltigkeitsbegriff umfasst: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“ (Bericht der Brundtland-Kommission, 1987)- um es mit eigenen Worten zu sagen, bedeutet Nachhaltigkeit demnach eine Lebensweise, die für mich und meinen persönlichen Vorstellungen angemessen ist, aber keiner Person nach mir auf dieser Welt Schaden zufügt oder sie in ihrer Lebensweise einschränkt. Schön wär´s, denn die Realität sieht leider ziemlich anders aus- doch dazu später.
Von der Theorie zum Konzept: allgemein gesprochen ist der ökologische Fußabdruck ein Indikator darüber, wieviel Fläche ein einzelner Mensch zum Abdecken seines Bedarfs an Ressourcen benötigt. Das neue Motorrad, die eigene Wohnung, selbst die Milch vom Bauern- sämtlicher Konsum benötigt Rohstoffe, um produziert und im Regal oder beim eigenen Gebrauch zu landen. Und klimafreundlich ist dies häufig nicht, denn unsere Erde kann noch so endlos erscheinen, ihre natürlichen Ressourcen sind es leider nicht. Der Fußabdruck stellt hier insofern eine passende Bezeichnung dar, weil er…
Das von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelte Grundkonzept entstand in den frühen 1990er Jahren und stellt eine der renommiertesten Methoden ökologischer Nachhaltigkeit dar. Innerhalb des letzten Jahrzehnts konnte sich der ökologische Fußabdruck zu einer elementaren Messgröße etablieren, welche global erfolgreich ist und die Begrenztheit des schier unendlichen Planeten Erde aufzeigt.
Keiner mag Prüfungen, dennoch lieben alle Persönlichkeitstests. Bevor wir uns der Frage widmen, wie jede:r sich selbst für eine nachhaltigere Lebensweise engagieren kann, sollte zunächst überlegt werden, von welchem Status quo ausgegangen wird. Googelt man systematisch nach der Frage „was kann ich tun, um meinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren?“, werden zahlreiche Tests im Internet angezeigt, um diesen zu ermitteln. Dieser Wert kann dabei helfen, sich ein Bild vom eigenen Konsumverhalten zu errichten und nimmt einem zusätzlich die nervige Rechenarbeit ab.
Nachdem wir eine Diagnose haben, können wir uns nun der Medikation ihrer Symptome widmen. Unser erster Aspekt in Punkto Nachhaltigkeit stellt vermutlich den offensichtlichsten, jedoch auch elementarsten Schritt dar: der CO2-Reduktion. Das Wort „Schritt“ schritt darf hier gerne wörtlich genommen werden, denn am besten ist es nach wie vor, wenn das Auto so wenig wie möglich genutzt wird. Ob nun der Weg zum Wochenmarkt, der Besuch der besten Freundin oder die Fahrt in die Firma- die meisten unserer alltäglichen Strecken lassen sich hervorragend mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Drahtesel oder auch einfach zu Fuß erledigen.
Als angenehmer Nebeneffekt wird unserer antrainierten Bequemlichkeit auf diesem Wege wortwörtlich etwas Einhalt geboten sowie der Gesundheit durch körperliche Fitness auf die Sprünge geholfen.
Für Personen, die in ländlichen Regionen leben und aufgrund unregelmäßiger Anbindungen von Bussen und Bahnen auf das Auto angewiesen sind, eignet sich das Konzept des Park and Ride hervorragend- hier kann bis zur nächstgelegenen Station gefahren, anschließend zum ÖPNV gewechselt werden.
Eine Ermittlung des Statistischen Bundesamts zu den CO2-Emissionen privater Haushalte zeigt, dass den Verkehr mit 26,6% lediglich eine Komponente schlägt: das Wohnen. 36% der persönlichen Treibhausgasproduktion stammt aus diesem Sektor, ein Rekordwert. Primär das Heizen mit fossiler Brennstoffen wie Erdgas oder Heizöl sind hierauf zurückzuführen.
Denkt man in größeren Dimensionen, so steht die Energieerzeugung an oberster Stelle- mit 312 Millionen Tonnen CO2 stellen primär Kohlekraftwerke die größten Umweltsünder dar, welche mit dem im August 2019 beschlossenen Kohleausstiegsgesetzt bis spätestens 203 stillgelegt werden sollen.
Von Bundesebene wieder zurück zu uns- dass wir als Bürger:innen nicht aktiv dafür sorgen können, dass Kohlekraft aus der Bundesrepublik verschwindet, ist offensichtlich. Allerdings kann jeder einen kleinen Teil dazu beitragen, dass auch die nachfolgenden Generationen auf einer schönen Erde leben können. Ein Beispiel wäre hier, auf möglichst geringe Heizungsnutzung zu achten. Ein Beispiel wäre hier, nur die Räume zu wärmen, in denen man sich gerade aktiv aufhält.
Shopping- von manchen gehasst, von anderen wiederum geliebt setzte sich die ursprünglich rein zweckmäßig orientierte Tätigkeit der Nahrungs- sowie Produktbeschaffung heimlich zum globalen Hit, wenn nicht sogar mancher Menschen festes Hobby durch. Mehr Trends, mehr Marken, noch mehr Styles: Allein die fünf führenden Fashion-Industrien weltweit konnten einen Jahresumsatz von stolzen 65 Milliarden Euro erwirtschaften (Statista, 2021). 2017 beliefen sich die Konsumausgaben pro Kopf auf laut dem statistischen Bundesamt auf einen Gesamtwert von 2517 Euro, wobei die größten Ausgaben der Sektor des Wohnens, Energie und Instandhaltung beanspruchte. Bekleidungsausgaben, Nahrung- und Genussmittel tummeln sich auf den Plätzen sieben und zwei, wobei Summen von 897 Euro sowie 110 Euro für Schuhe und anderweitige Kleidung resultieren- die heutigen Generationen scheinen wirklich verrückt zu sein nach Mode.
Niedrige Preise und eine ziemlich kurze Nutzungsdauer: besonders Fast Fashion ist hier Verursacher negativer Umweltbilanzen, welche primär auf den Einsatz von Chemikalien innerhalb der Produktionsstätten zurückzuführen ist. Dass diese kurzweilige Nutzung in Bezug auf eine nachhaltigere Lebensweise nicht förderlich ist, ist vermutlich logisch. Doch was kann ich tun, um mein Kaufverhalten so nachhaltig wie möglich zu gestalten?
Beginnen wir mit den regelmäßig notwendigen Besorgungen, welcher Lebensmittel umfasst. Hier folgen die besten Tipps und Tricks im Schnellüberblick, um deinen Einkaufswagen grüner zu färben:
Jetzt haben wir unseren Wochenendeinkauf so nachhaltig wie möglich gestaltet, sehen wir uns deshalb die Möglichkeiten an, den eigenen ökologischen Fußabdruck beim Freizeit- oder Gelegenheitskauf anzupassen:
„Es gibt (…) eine Theorie, wonach bei artgerechter Rinderzucht auf einer Weide – in vernünftiger Anzahl – die Beweidung einen Umweltvorteil darstellt. Alles, was im normalen Bereich passiert, ist nicht problematisch. Der Mensch handelt aber nicht im vernünftigen Bereich. Er übertreibt, auch bei der Fleischproduktion“- wie bereits Metzger Alexander Holzner im Interview mit dem Südtiroler Onlinemagazin „Barfuß“ konstatiert, liegen aller extremen Auswirkungen extreme Ursachen zugrunde. Fleisch ist zum Massenprodukt konvertiert, welches möglichst billig angeboten werden muss. Dass dies ausschließlich ohne Rücksicht auf eine artgerechte Tierhaltung oder sämtliche Beteiligte, darunter sowohl Landwirt:innen als auch Konsument:innen und die Tiere selbst, genommen werden kann. „In erster Linie sollten wir weniger konsumieren – aber mit dem Hinweis, dass weniger mehr ist. Wir sollten nicht mehr als zwei- bis dreimal die Woche Fleisch essen. Dafür sollten wir bereit sein, mehr Geld auszugeben“, äußert Holzner folgernd.
Vom Wort zur Tat- werfen wir gemeinsam einen Blick in die Zahlen und dorthin gehend, wie es um das Konsumverhalten von uns Deutschen tatsächlich steht. Statistisch gesehen verzehrt jeder Deutsche eine Fleischmenge von über einem Kilogramm pro Woche, was auf einen Wert von 89 Kilogramm pro Jahr beläuft- eine enorme Menge, welche sich in negativer Weise auf unserem ökologischen Fußabdruck auswirkt. Denn: Fakt ist laut FOCUS-Online 2021, dass eine vegetarische Ernährung bis zu 400 Kilogramm CO2 einsparen kann, wohingegen bei einem veganen Lebensstil sowohl der Flächenbedarf als auch die Treibhausgasemissionen sogar halbiert werden können. Der Verzicht auf tierische Produkte resultiert in einer ganzen Hand voll positiver Nebeneffekte, denn Folgen sind…
Alles Extreme ist ungesund und kann nicht nachhaltig bestehen- wer seine Ernährung auf einen verbesserten ökologischen Fußabdruck fokussieren möchte, jedoch ungern auf Fleisch verzichten möchte, der kann Schritt für Schritt eine Reduktion tierischer Produkte vornehmen. Und wer nicht direkt den Schritt einer Ernährungsumstellung wagen möchte: einfach öfter Steak, Milch und Co. gegen pflanzliche Alternativen eintauschen und du wirst sehen, dass sie geschmacklich um nichts nachstehen!
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