Verbeamtung: Jede Menge Vorteile, jedoch auch Hürden gepaart mit Nachteilen

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05.11.2024

Verbeamtung: Jede Menge Vorteile, jedoch auch Hürden gepaart mit Nachteilen

Die Verbeamtung ist in Deutschland eine besondere Form des Arbeitsverhältnisses im öffentlichen Dienst, bei welcher Du nicht als normaler Arbeitnehmer angestellt wirst, sondern als Beamter oder Beamtin einen besonderen rechtlichen Status erhältst. Das bringt zahlreiche Vorteile mit sich, jedoch auch einige Nachteile, welche Du gut abwägen solltest, bevor Du Dich für diesen Weg entscheidest.

In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über die Verbeamtung, die Voraussetzungen, die Vorteile und Nachteile, und warum sie für dich vielleicht in Frage kommt – oder eher nicht.

Was bedeutet Verbeamtung?

Die Verbeamtung ist eine besondere Beschäftigungsform im öffentlichen Dienst. Im Gegensatz zu normalen Angestellten, die einem privatrechtlichen Arbeitsvertrag unterliegen, bist Du als Beamter oder Beamtin Teil des öffentlichen Dienstes und unterliegst speziellen Regelungen. Du stehst in einem sogenannten „öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis“ zum Staat. Das bedeutet, dass Du besondere Rechte genießt, aber auch spezielle Pflichten hast, zum Beispiel die Treuepflicht gegenüber dem Dienstherrn (also dem Staat).

Beamte sind in Deutschland in verschiedenen Bereichen tätig, z. B. als Lehrer, Polizisten, Richter, Verwaltungsmitarbeiter und bei der Bundeswehr. Die Verbeamtung gilt dabei als eine der sichersten und attraktivsten Beschäftigungsformen welche in Deutschland angestrebt werden kann.

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Voraussetzungen für die Verbeamtung

Um verbeamtet zu werden, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Diese unterscheiden sich je nach Bundesland und angestrebtem Beamtenstatus (z. B. Beamter auf Widerruf, auf Probe oder auf Lebenszeit). Die wichtigsten Voraussetzungen für eine Verbeamtung sind:

1. Staatsangehörigkeit

In der Regel musst Du die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen oder die eines EU-Mitgliedstaates. In Ausnahmefällen kann auch eine Staatsangehörigkeit aus einem Drittstaat akzeptiert werden, wenn besondere dienstliche Gründe vorliegen.

2. Persönliche Eignung

Ein wesentlicher Punkt bei der Verbeamtung ist die persönliche Eignung. Dazu gehört, dass Du charakterlich für den öffentlichen Dienst geeignet bist. Hierzu wird unter anderem überprüft, ob Du strafrechtlich in Erscheinung getreten bist oder extremistisches Gedankengut vertrittst. Zudem wird Dein Gesundheitszustand eingehend geprüft. In der Regel musst Du bei der Verbeamtung eine umfassende amtsärztliche Untersuchung bestehen, die sicherstellen soll, dass Du dauerhaft dienstfähig bist.

3. Alter

Für die Verbeamtung gilt in den meisten Bundesländern eine Altersgrenze. Diese liegt in der Regel zwischen 40 und 50 Jahren, abhängig von der jeweiligen Laufbahn und dem Bundesland. Wenn Du älter bist, kannst Du in der Regel nicht mehr verbeamtet werden, es sei denn, Du erfüllst besondere Voraussetzungen oder gehörst zu einer Berufsgruppe mit besonderen Regelungen, wie z. B. Lehrern.

4. Fachliche Qualifikation

Du musst in der Regel bestimmte fachliche Qualifikationen nachweisen können, die für den jeweiligen Beamtenberuf erforderlich sind. Dies kann eine abgeschlossene Berufsausbildung, ein Hochschulabschluss oder eine besondere Fortbildung sein, welche Dich für den öffentlichen Dienst qualifiziert.

5. Leistungsnachweise

In vielen Bereichen, insbesondere im gehobenen und höheren Dienst, werden gute bis sehr gute Leistungsnachweise erwartet. Das bedeutet, dass Deine schulischen oder akademischen Leistungen von Bedeutung sein können, um verbeamtet zu werden.

Arten der Verbeamtung

Es gibt verschiedene Arten der Verbeamtung, die sich vor allem durch den zeitlichen Rahmen und den Status unterscheiden:

  1. Beamter auf Widerruf: Dies ist meist der Einstiegsstatus, z. B. während des Referendariats. Du bist noch nicht fest verbeamtet, sondern befindest Dich in einer Art Probezeit.
  2. Beamter auf Probe: Nach dem Widerrufsstadium erfolgt in der Regel die Verbeamtung auf Probe. Hier wirst Du weiterhin auf Deine Eignung geprüft und kannst noch entlassen werden, wenn Du nicht den Anforderungen entsprichst.
  3. Beamter auf Lebenszeit: Nach der erfolgreichen Probezeit wirst Du in der Regel auf Lebenszeit verbeamtet. Dieser Status bietet Dir eine nahezu unkündbare Beschäftigung und bringt viele Vorteile mit sich.

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Vor- und Nachteile der Verbeamtung

Vorteile der Verbeamtung

Die Verbeamtung bringt zahlreiche Vorteile mit sich, welche auf den ersten Blick sehr attraktiv erscheinen. Besonders die finanzielle Sicherheit und die Sonderregelungen in der Altersvorsorge sind oft entscheidende Gründe, warum sich viele Menschen für eine Beamtenlaufbahn entscheiden. 

Hier sind die wichtigsten Vorteile im Überblick:

1. Sicherer Arbeitsplatz

Ein entscheidender Vorteil der Verbeamtung ist die fast unkündbare Anstellung. Sobald Du auf Lebenszeit verbeamtet bist, kannst Du nur in sehr seltenen Ausnahmefällen entlassen werden, etwa bei schwerwiegenden Dienstvergehen oder gesundheitlichen Problemen, welche Deine dauerhafte Dienstunfähigkeit bedeuten. Das gibt Dir eine enorme Arbeitsplatzsicherheit, wie sie kaum ein anderes Beschäftigungsverhältnis bieten kann.

2. Attraktive Besoldung und Sonderzahlungen

Als Beamter wirst Du nicht nach Tarif, sondern nach dem sogenannten Besoldungsgesetz bezahlt. Diese Besoldung richtet sich nach Deinem Dienstgrad und Deiner Berufserfahrung. Neben dem regulären Gehalt profitierst Du häufig von zusätzlichen Sonderzahlungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld.

3. Bessere Altersvorsorge

Ein weiterer großer Vorteil der Verbeamtung ist die Altersvorsorge. Als Beamter erhältst Du keine gesetzliche Rente, sondern eine staatliche Pension, die in der Regel deutlich höher ausfällt als die gesetzliche Rente von Angestellten. Die Höhe deiner Pension orientiert sich an deiner letzten Besoldungsstufe und beträgt meist ca. 70 % Deines letzten Gehalts.

4. Private Krankenversicherung

Beamte haben die Möglichkeit, sich privat krankenversichern zu lassen. In vielen Fällen übernimmt der Staat einen großen Teil der Krankheitskosten (sogenannte Beihilfe), sodass Du nur noch einen relativ geringen Teil selbst tragen musst. Das führt dazu, dass die Kosten für die Krankenversicherung für Beamte oft günstiger sind als für Angestellte.

5. Familienfreundlichkeit

Als verbeamtete Person genießt Du einige Vorteile, die besonders für Familien interessant sind. So gibt es oft großzügige Regelungen für Elternzeiten, und der Staat übernimmt durch die Beihilfe auch für Deine Kinder einen Teil der Krankenversicherungskosten. Zudem gibt es spezielle finanzielle Zuschüsse für Familien.

6. Steuervorteile

Als Beamter profitierst Du in einigen Fällen auch von steuerlichen Vorteilen, die Deine finanzielle Situation weiter verbessern können. Beispielsweise gibt es in bestimmten Fällen Steuervergünstigungen für die Krankenversicherung und andere Beamtenvergünstigungen.

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Nachteile der Verbeamtung

So verlockend die Vorteile klingen, es gibt auch einige Nachteile, welche Du bei der Entscheidung für die Verbeamtung berücksichtigen solltest. Diese sollten nicht unterschätzt werden, da sie Deine Lebensplanung und Karriere maßgeblich beeinflussen können.

1. Strenge Disziplinarregeln

Als Beamter stehst du in einem besonderen Dienstverhältnis zum Staat, was auch bedeutet, dass du besonderen Disziplinarregeln unterliegst. Du hast eine besondere Treuepflicht gegenüber dem Staat und bist an eine Vielzahl von Vorschriften gebunden, welche Dich sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich stark einschränken können. So musst du z. B. politische Neutralität wahren und darfst dich in bestimmten Bereichen nicht öffentlich äußern oder politisch aktiv sein.

2. Weniger Flexibilität

Ein weiterer Nachteil der Verbeamtung ist die eingeschränkte Flexibilität. Da Du in einem festen Dienstverhältnis stehst, sind Jobwechsel oder eine berufliche Umorientierung oft schwieriger als für Angestellte. Auch wenn Du innerhalb des öffentlichen Dienstes die Möglichkeit hast, den Arbeitgeber zu wechseln, bist Du durch die Verbeamtung an bestimmte Strukturen gebunden.

3. Gesundheitsprüfung

Um verbeamtet zu werden, musst Du dich einer umfangreichen Gesundheitsprüfung unterziehen. Diese amtsärztliche Untersuchung ist oft sehr streng und kann dazu führen, dass Du aufgrund kleinerer gesundheitlicher Probleme nicht verbeamtet wirst. Auch während Deiner Dienstzeit kann eine dauerhafte Dienstunfähigkeit dazu führen, dass Du entlassen wirst – was einen erheblichen Nachteil gegenüber Angestellten darstellt, welche in solchen Fällen z. B. Anspruch auf Krankengeld haben.

4. Eingeschränkte Mitbestimmung

Im Gegensatz zu Angestellten hast Du als Beamter nur eingeschränkte Mitbestimmungsrechte. Während in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes Betriebsräte oder Personalvertretungen starkes Mitspracherecht haben, sind diese Rechte für Beamte deutlich geringer. Das bedeutet, dass Du weniger Einfluss auf deine Arbeitsbedingungen hast.

5. Pensionsregelung ist an den Staat gebunden

Die Altersvorsorge in Form der Pension ist zwar auf den ersten Blick ein Vorteil, doch sie birgt auch ein Risiko: Die Höhe Deiner Pension ist direkt an den Staat gebunden, welcher diese finanziert. Sollten sich die finanziellen Verhältnisse des Staates drastisch verschlechtern, könnte dies Auswirkungen auf die Pensionszahlungen haben. Zudem hast Du als Beamter keinen Anspruch auf die gesetzliche Rentenversicherung, wodurch Du auf die staatliche Pension angewiesen bist.

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Checkliste: Wie wirst du verbeamtet?

Hier findest du eine kompakte Checkliste, welche Dir hilft, den Weg zur Verbeamtung Schritt für Schritt zu verstehen und erfolgreich zu meistern:

  1. Entscheidung für eine Beamtenlaufbahn treffen
    • Überlege, ob die Vorteile der Verbeamtung (Sicherheit, Pension) und die Nachteile (weniger Flexibilität, Disziplinarregeln) zu deinen beruflichen und privaten Zielen passen.
  2. Das passende Studium oder die passende Ausbildung absolvieren
    • Wähle ein Studium oder eine Ausbildung, die für den öffentlichen Dienst geeignet ist, z. B. Lehramt, Verwaltung, Polizei oder den juristischen Bereich (Richter, Staatsanwalt).
    • Achte darauf, dass du die nötigen fachlichen Qualifikationen für die angestrebte Beamtenlaufbahn erwirbst.
  3. Altersgrenze beachten
    • In den meisten Bundesländern gilt eine Altersgrenze von 40 bis 50 Jahren für die Verbeamtung. Achte darauf, rechtzeitig die notwendigen Schritte einzuleiten.
  4. Gesundheitliche Eignung sicherstellen
    • Die amtsärztliche Untersuchung spielt eine zentrale Rolle bei der Verbeamtung. Achte darauf, dass Du körperlich und psychisch für die Anforderungen des Beamtenberufs geeignet bist.
    • Bereite Dich auf die amtsärztliche Untersuchung vor, in welcher Deine dauerhafte Dienstfähigkeit geprüft wird.
  5. Bewerbung für den öffentlichen Dienst
    • Bewirb Dich rechtzeitig bei der entsprechenden Behörde oder Institution, z. B. einer Schule, der Polizei oder einem Gericht.
    • Achte auf die Bewerbungsfristen und Anforderungen für die jeweilige Laufbahn (untere, mittlere, gehobene oder höhere Beamtenlaufbahn).
  6. Beamter auf Widerruf werden
    • Nach erfolgreicher Bewerbung wirst Du in der Regel zunächst als Beamter auf Widerruf eingestellt (z. B. im Referendariat). Das ist eine Art Probezeit, während der du auf deine Eignung und Befähigung geprüft wirst.
  7. Beamter auf Probe werden
    • Nach Abschluss der ersten Phase wirst Du oft als Beamter auf Probe übernommen. Auch hier wird weiter geprüft, ob du den Anforderungen dauerhaft gewachsen bist, z. B. durch Leistungsbeurteilungen.
  8. Verbeamtung auf Lebenszeit anstreben
    • Wenn Du die Probezeit erfolgreich absolviert hast und die notwendigen Voraussetzungen (z. B. Gesundheit, charakterliche Eignung) erfüllst, kannst Du nach einer bestimmten Zeit (in der Regel 2-3 Jahre) den Status „Beamter auf Lebenszeit“ erhalten.
    • Achte darauf, dass Du in dieser Phase besonders sorgfältig und pflichtbewusst arbeitest, da dies entscheidend für Deine endgültige Verbeamtung ist.
  9. Pension und Altersvorsorge planen
    • Informiere dich rechtzeitig über die Regelungen zur Pension und Altersvorsorge für Beamte, um frühzeitig eine solide Planung für den Ruhestand vorzunehmen.
  10. Pflichten und Rechte als Beamter kennen * Als verbeamtete Person hast Du besondere Rechte, aber auch Pflichten, z. B. die Treuepflicht gegenüber dem Staat, die politische Neutralität und das Streikverbot. Stelle sicher, dass Du mit diesen Verpflichtungen vertraut bist und für Dich akzeptieren kannst.

 

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Verbeamtung nach dem Studium

Die Verbeamtung nach dem Studium ist für viele Absolventen eine attraktive Option, insbesondere in Bereichen wie dem Lehramt, der Verwaltung oder der Polizei. Wenn Du direkt nach Deinem Studium in den öffentlichen Dienst eintreten möchtest, musst Du in der Regel zunächst ein Referendariat oder eine Probezeit durchlaufen, während welcher Du oft als „Beamter auf Widerruf“ beschäftigt wirst.

Besonders im Lehramt gibt es nach dem erfolgreich abgeschlossenen Referendariat häufig die Möglichkeit, direkt auf Lebenszeit verbeamtet zu werden. Für die Verbeamtung nach dem Studium sind neben dem erfolgreichen Abschluss Deines Studiums auch Deine persönliche Eignung und gesundheitliche Voraussetzungen entscheidend.

Wichtig zu wissen ist die Einhaltung der Altersgrenze für die Verbeamtung. Wenn Du also eine Beamtenlaufbahn anstrebst, solltest Du frühzeitig die notwendigen Schritte einleiten, um nach dem Studium die Chance auf eine Verbeamtung zu nutzen.

Fazit: Ist die Verbeamtung das Richtige für mich?

Die Entscheidung für oder gegen die Verbeamtung ist keine leichte und sollte gut überlegt sein. Die Verbeamtung bietet viele Vorteile, insbesondere in Bezug auf Arbeitsplatzsicherheit, finanzielle Absicherung und die Altersvorsorge. Auch die Möglichkeit der privaten Krankenversicherung und die familienfreundlichen Regelungen sind für viele Menschen ausschlaggebend.

Auf der anderen Seite stehen jedoch strenge Disziplinarregeln, eingeschränkte Flexibilität und die umfassende Gesundheitsprüfung. Auch das Risiko, dass sich die Pensionsregelungen in der Zukunft ändern könnten, sollte nicht außer Acht gelassen werden.

Ob die Verbeamtung der richtige Weg für Dich ist, hängt von deinen individuellen Lebenszielen und Prioritäten ab. Wenn Du Wert auf Sicherheit und langfristige Planung legst, könnte die Verbeamtung eine attraktive Option sein. Bist Du jedoch eher auf Flexibilität und persönliche Freiheit bedacht, solltest Du die Nachteile der Verbeamtung genau abwägen.

Letzten Endes ist es eine persönliche Entscheidung, welche Du unter Berücksichtigung Deiner beruflichen und privaten Zielen treffen solltest.

In diesem Artikel wird für eine bessere Lesbarkeit und Auffindbarkeit tendenziell die männliche Bezeichnung verwendet. Wir richten uns aber an alle Geschlechter.

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