Bewerbung
03.05.2021
So eine Bewerbung ist kein Sommerspaziergang. Stattdessen geht es durch tiefe Schluchten mit Namen deutsche Rechtschreibung, über wackelige Brückenkonstruktionen des richtigen Ansprechpartners und in einem Drahtseilakt über die Abgründe des Eigenlobs? Klingt gefährlich? Ist es auch. Aber keine Angst: Im schlimmsten Fall landet deine Bewerbung im Papierkorb und du darfst neu loswandern. Dabei lernt es sich wie von selbst, bis du irgendwann alle Hürden wie ein Profi meisterst. Allerdings gibt es dabei auch einen Trick: Von anderen lernen! Deswegen findest du hier eine Auflistung aller Fehltritte deiner Vorgänger, die du besser nicht wiederholen solltest. So springst du über jede Brücke, umwanderst auch die schwierigste Schlucht und schlägst ein rhetorisches Rad auf dem Drahtseil. Viel Erfolg!
Dieser Fehler ist so klein und gemein, dass er sich ganz unbemerkt um die Ecke schleicht. Deine Bewerbung ist fehlerfrei und will nur noch digital eingetütet werden, aber Moment: Hast du denn auch drauf geschrieben, um welchen Job es dir geht? Oder sollte das nicht aufgrund deiner Berufsbezeichnung und des Inhalts des Bewerbungsschreibens sowieso klar sein? Nein! Mach es deinem Leser so einfach wie möglich und verfasse eine idiotensichere Bewerbung. Sicher ist sicher.
Eine Frau Klaus als Herr Klaus anzuschreiben oder Klaus gar mit einem hübschen ß am Ende zu schreiben, ist auf den ersten Blick gar nicht so wild. Es sei denn, Frau Klaus wird heute zum zehnten Mal als Mann bezeichnet und liest deine Bewerbung mit entsprechend schlechter Laune. Deswegen gilt an dieser Stelle ganz klar: Wenn du den richtigen Namen rausfindest, dann schreib ihn auch richtig! Und falls dir dabei schleierhaft bleibt, um welches Geschlecht es sich handelt, dann lohnt sich ein kurzer Anruf. Mit einer anderen Frage, versteht sich!
Wenn du nur dein Passbild zur Hand hast, auf dem deine schlechte Laune förmlich durch die Linse kriecht oder du überlegst, ob dein Selfie im Schneegestöber vielleicht doch ganz gut aussieht, dann lass es lieber sein. Ein unprofessionelles Bewerbungsfoto kann einen Otto-Durchschnitts-Personaler für den Rest des Tages aus der Bahn werfen. Und das ist das Letzte, was du als Otto-Alles-andere-als-Durschnitts-Bewerber bezwecken willst. Auffallen geht anders.
Deine Hospitanz in der Regierung war phänomenal? Du hast mit Bankenchefs in der Mittagspause die Alpen bestiegen? Oder bereits zu Unizeiten ein Projekt bei einem Firmengiganten übertragen bekommen? Klingt alles hervorragend: Aber wo sind denn die Nachweise? Eine Bewerbung ist nur so vertrauenswürdig, wie ihre Anlagen. Deswegen solltest du immer darauf achten, dass alle deine Aussagen Hand und Fuß in Form eines Arbeitszeugnisses haben.
Ich bin pünktlich. Motiviert natürlich. Und teamfähig. Teamfähig geht doch immer, oder etwa nicht? Tatsächlich sind das alles sehr lobenswerte Eigenschaften, aber wer sagt, dass du hier nicht einfach Copy & Paste bei einer Standardbewerbung gespielt hast? Besser ist es, deine positiven Charaktereigenschaften durch Erfahrungen und Details ins Rampenlicht zu stellen. „Show, don´t tell!“ lautet das Motto!
Stell dir das mal vor: Du entdeckst deinen Traumjob, schreibst die beste Bewerbung deiner gesamten Karriere und erhältst prompt eine Einladung zum Vorstellungsgespräch von einem begeisterten Personaler. Nur leider landet diese Einladung nicht bei dir, sondern bei deiner Namensverwandten, dessen E-Mail-Adresse mit einem Punkt, statt einem Unterstrich geschrieben wird. Ganz schön ärgerlich! Deswegen solltest du deine Kontaktdaten immer doppelt und dreifach überprüfen.
Warum Sie mich einstellen sollten? Die Frage lautet wohl eher: Warum sollten Sie mich nicht einstellen? Zugegeben: Diese Einstellung stünde 99% aller Bewerber ziemlich gut. Allerdings hilft es nichts, dieses Selbstbewusstsein direkt im Anschreiben zu demonstrieren. Außerdem gibt es eine feine Waage zwischen einer gesunden Einschätzung des eigenen Arbeitswerts und einer Überheblichkeit, die im Team fatale Folgen haben könnte. Falls du dir Sorgen machst, dass deine Bewerbung zu überheblich klingen sollte, bist du allerdings in den meisten Fällen auf der sicheren Seite. Für alle anderen gilt: Gegenlesen lassen!
Im Anschreiben einfach die Informationen aus dem Lebenslauf auszuformulieren, ist nicht selten der Standard. Allerdings ist das Thema des Anschreibens eigentlich ein ganz anderes: Hier geht es darum, warum du dich für diese Bewerbung entschieden hast und was du dir von der Stelle erhoffst. Was hat den Ausschlag für dich persönlich gegeben, dich an den Schreibtisch zu setzen und drauf los zu tippen? Mit einer guten Antwort auf diese Frage hast du für das Anschreiben bereits die halbe Miete.
Da einfach mal den letzten Satz in der Stellenausschreibung zu übersehen: Das kann doch mal passieren. Oder lieber nicht? In der Tat wäre dir damit geholfen, denn das Eintrittsdatum und die Gehaltsvorstellung ist nicht gerade das einfachste Thema. Wenn allerdings in der Stellenausschreibung explizit danach gefragt wird, sollte deine Bewerbung eine Antwort liefern. Sonst landest du schneller auf dem Ablagestapel, als du für die Gehaltsrecherche benötigst.
Zu guter Letzt kommt das, was dir wahrscheinlich als Erstes eingefallen ist. Rechtschreibfehler können jedem passieren, allerdings gelten für eine Bewerbung andere Regeln. Obwohl viele Unternehmen inzwischen im 21. Jahrhundert angekommen sind, hält sich immer noch die feste Regel der makellosen Bewerbung. Und deswegen gilt: Bis du irgendwann dein Anschreiben als WhatsApp-Nachricht mit Emojis verfassen darfst, musst du wohl noch ein paar Jahrzehnte warten und Rechtschreibung üben.
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