Vorstellungsgespräch
02.10.2020
Die von Bewerbern am meisten gefürchtetste Frage ist die nach den eigenen Schwächen im Vorstellungsgespräch. Lies hier, warum diese Frage eigentlich eine Chance bietet, aus der Masse herauszustechen und was die Personaler damit prüfen wollen. Außerdem bekommst du eine Strategie und Tipps für eine erfolgreiche Antwort, die jeden Personaler beindruckt. Denken ist hier das Motto
Die Frage nach den eigenen Stärken ist manchmal schon schwierig, die nach den Schwächen ist für viele Bewerber aber häufig der unangenehmste Teil des Vorstellungsgespräches.
Warum das so ist, liegt auf der Hand. In einem Bewerbungsgespräch versuchst du normalerweise deine Stärken zu betonen. Die Frage nach deinen Schwächen kann dich also ganz schön aus dem Gleichgewicht bringen.
Dabei steckt in dieser Frage das Potenzial, dich als Bewerber in den Augen des Personalers ganz weit nach vorne zu bringen. Die eigentlich abgedroschene Frage nach den Schwächen gibt nämlich gleich über drei Dinge Aufschluss: deine Ehrlichkeit, Fähigkeit zur Selbstreflexion und deine Frustationstoleranz. Jede dieser drei Eigenschaften sind mehr wert, als etwaige Schwächen, von denen du denkst, sie würden dich den Job kosten.
Aber wie verpackt man als Bewerber eine Antwort so, dass das auch dem Personaler klar wird? Dazu ist es zunächst einmal wichtig zu verstehen, was genau hinter der Frage nach den Schwächen in einem Vorstellungsgespräch steckt.
Die wenigsten Bewerber halten die Frage nach ihren Schwächen für eine Chance. Eher für einen Fallstrick. Oberflächlich betrachtet sieht das auch genauso aus.
Der Personaler kann damit doch nur zwei Dinge herausfinden: erstens, ob der Bewerber spontan kreativ werden kann. Und zweitens ob er vorher Ratgeber für seine Bewerbung gelesen hat. Beides sind im normalen Fall keine Einstellungskriterien.
Und genau aus diesem Grund steckt im Bewerbungsgespräch hinter der Frage nach den Schwächen einiges mehr.
Im Kern möchte der Personaler damit prüfen, wie ehrlich und selbstkritisch der Bewerber ist. Darüber gibt nämlich weder der perfekte Lebenslauf, noch eine ganze Liste an Stärken Aufschluss.
Wie jedes Unternehmen und auch der Bewerber weiß, wird es im Job schwierige Situationen geben. Und jedes Unternehmen ist dankbar für Mitarbeiter, die sich auch einmal einen Fehler eingestehen und trotzdem motiviert weitermachen.
Genau diese Einstellung kannst du bei der Beantwortung dieser Frage zeigen. Es geht also nicht darum, Schwächen zu finden, die eigentlich keine sind.
Es geht vielmehr darum, deinen Charakter auf den Tisch zu legen. Mit Fehlern. Aber natürlich nicht mit allen, denn ein Vorstellungsgespräch ist ja keine Therapiesitzung. Daher solltest du dir bereits vorher einige Gedanken zu deinen Schwächen machen.
Es gibt viele Tipps und Beispiele für die perfekte Antwort auf die Frage nach deiner Schwäche im Vorstellungsgespräch. Es ist allerdings keine gute Idee, sich Beispiele abzuschauen.
Schließlich geht es bei dieser Frage im Vorstellungsgespräch, wie du jetzt weißt, um Ehrlichkeit. Übernommene Beispiele haben damit ungefähr so viel zu tun wie eine Birne mit einem Apfel. Es ist einfach nicht dasselbe.
Deswegen solltest du dich vor deinem Bewerbungsgespräch mit deinen Schwächen auseinandersetzen, um reflektiert antworten zu können. Dabei hat sich folgende Strategie bewährt:
Im Grunde geht es bei dieser Strategie darum, zwei Schwächen zu wählen, die dich nicht den Job kosten werden. Dazu muss eine Schwäche mit dem Job irgendwie zusammenhängen, aber gleichzeitig gut ausgleichbar sein.
Die andere Schwäche sollte nichts mit dem Job zu tun haben. Aber wie genau stellt man es an, diese Schwächen zu finden?
Diese vier Tipps können dir dabei helfen:
Mach eine Liste mit deinen Schwächen. Falls dir keine einfallen, kannst du das definitiv schon einmal als Schwäche notieren. Alternativ kannst du deine Freunde oder Familie fragen. Spätestens die Familie hilft bestimmt gern weiter.
Lies dir das Anforderungsprofil des Jobs genau durch. Es sind meistens versteckte Tipps enthalten, welche Eigenschaften förderlich sind. Und welche nicht. Streiche also die Schwächen, die für den Job eher hinderlich sind.
Identifiziere eine Schwäche, die dir im Job nicht in die Quere kommen wird. Hier hast du Schwäche Nummer 1.
Identifiziere eine Schwäche, die dir Probleme machen könnte und überlege dir, wie du damit bisher umgegangen bist. Hier hast du Schwäche Nummer 2.
Jetzt hast du zwei Schwächen, die du als Bewerber im Vorstellungsgespräch ohne Bedenken äußern kannst. Deine Bewerbung bleibt damit gleichbleibend gut und du zeigst, dass du dich mit dir, deinen Stärken und Schwächen und dem Stellenangebot auseinandergesetzt hast. Wichtig ist insbesondere bei Schwäche Nummer 2 eine Lösungsstrategie. Damit zeigst du dem Personaler deine Stärken im persönlichen Bereich.
Du weißt jetzt, dass die Frage nach deinen Schwächen für dich als Bewerber eine große Chance darstellt. Sie gibt dir die Möglichkeit, zu deiner Bewerbung noch eine ganze Portion Ehrlichkeit hinzuzufügen.
Außerdem hast du durch die 2-Schwächen-Strategie eine ganze Menge Tipps bekommen, um auch die passenden Schwächen für dein Vorstellungsgespräch auszuwählen. Nun geht es darum, wie genau du antwortest. Dafür gibt es ein paar goldene Regeln:
Do's:
✔ Denken. Das hilft im generellen, aber besonders im Vorstellungsgespräch. Statt also wie aus der Pistole geschossen zu antworten, sollte es wenigstens so aussehen, als würdest du vor der Antwort kurz nachdenken.
✔ Die Fragen im Vorstellungsgespräch verknüpfen. Die Lösungsstrategie deiner Schwächen hat etwas mit deinen Stärken zu tun? Oder mit einer Station in deinem Lebenslauf? Je mehr du von dir erzählst, desto sympathischer wirkst du als Bewerber.
✔ Schwäche 1 stärker betonen als Schwäche 2. Schließlich sind nur die Schwächen, die direkt mit deiner Bewerbung zusammenhängen kritisch in einem Vorstellungsgespräch.
Don'ts:
✘ Deine Schwäche ist dein Perfektionismus. Ehrlich? Erstens zeigst du damit nur, dass du ganz gut googeln kannst. Und zweitens ist Perfektionismus weit weniger angenehm, als es klingt.
✘ Ungeduld. Auch wenn du tatsächlich einer von dieser Sorte bist, solltest du das im Vorstellungsgespräch lieber nicht erwähnen. Laut Statistiken werden mit diesem Charaktermerkmal automatisch negative Eigenschaften assoziiert.
✘ Du nimmst deine Arbeit zu ernst und arbeitest zu lange. Das ist eine schwierige Antwort, weil du erstens dein Zeitmanagement in Frage stellst. Und zweitens Mehrarbeit als Schwäche. Keine gute Idee.
Als wäre die Frage an sich nicht schon herausfordernd genug, kommt sie auch noch selten so direkt daher. Häufig versteckt sich die Frage nach den Schwächen im Vorstellungsgespräch hinter Formulierungen wie:
Bei diesen Formulierungen handelt es sich um dieselbe Frage, nur in anderer Verpackung. Es lohnt sich also (nicht nur in diesem Fall) genau zuzuhören und ehrlich zu antworten. Mit guter Vorbereitung kann so nichts mehr schief gehen.
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