Vorstellungsgespräch
09.10.2020
Vorstellungsgespräche haben ungefähr den Stellenwert von Zahnarztbesuchen. Sie sind nötig, nur nicht gerade beliebt. Manchen Kandidaten graust es sogar dermaßen vor diesem Termin, dass sich pünktlich Magengrummeln und Herzflattern einstellt. Kein Wunder: Das Bewerbungsgespräch ist eine Ausnahmesituation, in der sich innerhalb kürzester Zeit entscheidet, ob du den Job bekommst. Oder eben auch nicht. Gerade wenn es um den ersten Job nach der Ausbildung oder dem Studium geht, oder wenn du deinen absoluten Traumjob entdeckt hast, macht das die Situation nicht gerade einfacher.
Zu dieser Nervosität gesellt sich gerne noch Ungewissheit dazu, schließlich weißt du nie, welche Situation genau dich erwarte. Kein Vorstellungsgespräch gleicht dem anderen. Manchmal sprichst du nur unter vier Augen mit deinem potenziellen Chef, manchmal wartet die ganze Kompanie auf dich und manchmal kommt ein gestriegelter Personaler daher geschneit und bemerkt als erstes den Kaffeefleck auf deinen Unterlagen.
Da gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Das Gute an Vorstellungsgesprächen ist nämlich trotz der unterschiedlichen Situationen, dass ein ungeschriebener Gesprächsknigge existiert. Egal, ob typische Fragen, ein bestimmter Ablauf oder unvermeidliche Stolpersteine: Auf die Situation eines Vorstellungsgespräches kannst du dich so gut vorbereiten, dass dich nichts mehr aus der Ruhe bringt. Stärken, Schwächen, Smalltalk oder auf Englisch? Die folgenden dreizehn Tipps verraten dir alles, was du wissen musst. So geht bei deinem nächsten Gespräch nichts mehr schief.
Inhalt
Die Zeit vor einem Bewerbungsgespräch läuft häufig ähnlich ab: Zuerst herrscht große Freude über die Einladung. Der Euphorie folgen die Ernüchterung und schließlich die Nervosität. Eine Taktik, um dieses Gefühlschaos zu bewältigen, ist Verdrängung. Da wird dann erst kurz vor dem Gespräch das Unternehmen gegoogelt und ein Outfit hervorgekramt. Keine gute Idee. Denn der Erfolg hängt zu einem großen Teil von einer gründlichen Vorbereitung ab. Die folgenden vier Punkte solltest du daher spätestens einen Tag vor deinem Termin abhaken können:
Indem du diese vier Punkte abhakst, hast du einen großen Schritt in Richtung Erfolg getan. Außerdem hilft die gründliche, inhaltliche Vorbereitung auch dabei, Nervosität zu überwinden, indem du dich auf das Fachliche konzentrierst.
Um die richtige Kleidung beim Vorstellungsgespräch ranken sich so viele Legenden, dass Bewerber sich stundenlang mit der Wahl des richtigen Outfits befassen könnten. Und wahrscheinlich wäre dann immer noch etwas falsch. Der wichtigste Tipp lautet daher: Entspannt bleiben. Es kommt hauptsächlich auf deine fachliche Eignung und deine Persönlichkeit an.
Trotzdem kann es nicht schaden, dem Dresscode des Unternehmens zu entsprechen. Gerade für dich als Bewerber ist es angenehm, nicht direkt wie ein Pfau im Hühnerstall alle Blicke auf dich zu ziehen. Oder anders herum. Mit den folgenden Hinweisen passiert dir das nicht:
Mit diesen vier Tipps bist du bestens vorbereitet, um auch äußerlich passend zu deinem wichtigen Termin zu erscheinen. Am besten hast du dein Outfit schon ein paar Tage vor dem Vorstellungsgespräch zusammengestellt. So fällt dir auf, falls noch etwas Wichtiges fehlt.
Manche Leute hassen es, manche Leute lieben es: Smalltalk. Die Kunst, unwichtige Dinge so zu sagen, dass sich dein Gegenüber trotzdem abgeholt fühlt. Diese Fähigkeit ist sehr wichtig, um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Du kannst schließlich nicht direkt loslegen und einen Vortrag über deine herausragende Eignung für genau diesen Job halten.
Manchmal ist das aber gar nicht so einfach. Alle Gesichter sind neu, die Umgebung unbekannt und dabei handelt es sich auch noch um eine Prüfungssituation. Wie sollen dir da die richtigen Worte einfallen? Die folgenden Tipps helfen dir dabei, einen kühlen Kopf zu bewahren und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Dein Gegenüber!
Wer einmal erfolgreich war, weiß: Smalltalk ist gar nicht so schwer. Schließlich ist der Personaler auch nur ein Mensch, der die undankbare Aufgabe hat, unter wildfremden Kandidaten die bestmögliche Wahl zu treffen. Das solltest du ihm so einfach wie möglich machen: Sei, wer du bist. Und davon möglichst die beste Variante.
Smalltalk, die eigene Vorstellung, Fangfragen: Das ist alles nichts gegen den Moment der Wahrheit. Die Gehaltsverhandlung. Gerade in Deutschland fällt Bewerbern dieser Teil des Bewerbungsgespräches häufig schwer, da ungerne über Geld gesprochen wird. Allerdings ist die Höhe des Lohns in einem Unternehmen immer auch das Aushängeschild der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern. Es lohnt sich also, die Scheu abzulegen und herauszufinden, wie viel du dem Unternehmen eigentlich wert bist.
Grundlegend für dieses Vorhaben ist eine realistische Einschätzung deines Gehaltswunsches. Zu hoch, zu niedrig: Beides kann einen negativen Eindruck hinterlassen. Es gilt wieder, die im wahrsten Sinne des Wortes goldene Mitte zu finden. Das gelingt dir durch drei einfache Schritte.
Gerade an diesem schwierigen Punkt gilt: Übung macht den Meister. Je häufiger du dafür einstehst, was du verdienen möchtest, desto besser werden deine Chancen. Denke auch daran, dir am besten einen Gehaltskorridor zu überlegen, dessen unterste Grenze dein Wunschgehalt ist. So lässt es sich entspannter verhandeln.
Im Vorstellungsgespräch werden so viele Fragen an dich gerichtet, dass du manchmal aus dem Termin herauskommst wie der gelöcherte Schweizer Käse. Das ist allerdings keine Schinderei, sondern ein wichtiges Instrument des Personaler, um dich besser kennen zu lernen. Außerdem hast du so die Chance, dich gründlich vorzubereiten. Nach folgenden Fragen kannst du nämlich in fast jedem Bewerbungsgespräch die Uhr stellen:
Neben diesen allgemeinen Fragen gibt es je nach Fachbereich auch typische spezielle Fragen, die an dich gerichtet werden können. Auch Knobelaufgaben können dir gestellt werden, oder eine spontane Kurzpräsentation ist an der Reihe. Mit einer genauen Recherche über typische Fragen in deiner Branche bist du bestens vorbereitet.
Manchmal ist es schwierig, bei dem Tempo der Fragen hinterher zu kommen. Und schon passiert es: Du hast auf eine Frage geantwortet und merkst, dass du diese Information lieber für dich behalten hättest. Tatsächlich ist dieses Bauchgefühl ein guter Ratgeber, denn es gibt Fragen, die du im Vorstellungsgespräch nicht beantworten musst. Das Gleichbehandlungsgesetz regelt, welche Fragen ein potenzieller Arbeitgeber generell nicht stellen darf.
So solltest du hellhörig werden, wenn sich Fragen in Richtung der Familienplanung drehen. Auch vermeintlich harmlose Gespräche über Geschwister und den eigenen Wunsch nach Nachwuchs gehören nicht in ein Bewerbungsgespräch. Selbst wenn dein Gegenüber noch so sympathisch ist. Auch Fragen zu deinem Gesundheitszustand oder zu politischen Einstellungen gehören zu den verbotenen Fragen. Auch wenn deine persönliche Einstellung tatsächlich interessant sein mag, schützt du sowohl dich, als auch deinen potenziellen neuen Arbeitgeber, wenn du über diese Themen schweigst.
Ein weiteres nicht erlaubtes Thema sind persönliche Angelegenheiten wie Vermögensverhältnisse, Vorstrafen oder Schulden. Wenn du dich nicht auf einen Job bewirbst, in dem du mit der Verwaltung von Vermögen arbeiten wirst, sind diese Informationen irrelevant für das Gespräch.
Nicht immer ist die Ansprache eines dieser heiklen Themen allerdings auf die böse Absicht deines Gesprächspartners zurück zu führen. Sollte dir also im nächsten Gespräch eine solche Frage gestellt werden, gilt es, den kühlen Kopf zu bewahren und folgende Strategie anzuwenden:
Verbotene Fragen sind generell ein heikles Thema im Bewerbungsgespräch. Die beste Vorbereitung ist eine gründliche Information über deine Rechte und die Pflichten deines Gegenübers. So kannst du im Ernstfall sicher auftreten, was einiges an Nervosität nimmt.
Eigene Fragen im Bewerbungsgespräch sind wichtig und werden häufig unterschätzt. In vielen Gesprächen wirst du rein rhetorisch nach deinen eigenen Fragen befragt, eine richtige Antwort erwartet kaum noch jemand. Falls du genau dann mit intelligenten, detaillierten und fachbezogenen Fragen auftrittst, hinterlässt das einen positiven bleibenden Eindruck. Schwierig ist es allerdings, Fragen aus dem Affekt heraus stellen zu wollen. Zwar ergeben sich manchmal direkt im Gespräch Fragen, die allerdings meistens organisatorischer Natur sind.
Auch diese Fragen wie der weitere Bewerbungsablauf, die Zeit bis zur Entscheidung oder auch die Gehaltsfrage sind wichtig. Darüber hinaus gibt es aber auch viele Fragen, die dein tatsächliches Interesse am Unternehmen betreffen. Direkt im Gespräch werden dir diese Fragen nicht einfallen. Deswegen ist es wichtig, sich vorzubereiten:
Viele wissen es, kaum jemand spricht darüber: Bewerbungen haben manchmal mit der Realität so viel gemeinsam, wie ein Ferrari mit einem Fiat. Beides bringt einen von A nach B und trotzdem gibt es große Unterschiede. Und genauso bei Bewerbungen: Manch ein Zeugnis strotzt nur so von gewaltigen Redewendungen, was allerdings wirklich dahintersteckt, findet der Personaler erst im Gespräch heraus.
Für dich gilt daher: Mit einer ehrlichen und authentischen Bewerbung erreichst du mehr, als mit einem aufpolierten Stapel an Dokumenten. Die Devise ist nämlich nicht, den Job zu bekommen, sondern ihn tatsächlich auch gut zu machen.
Der entscheidende Unterschied liegt für Personaler aus diesem Grund nicht auf allen deinen Erfahrungen, sondern auf deiner Eignung, die auf dich zukommenden Erfahrungen zu meistern. Das vermittelst du, indem du praktisch erklärst, wie genau du ein Projekt angehen oder eine Aufgabe erledigen könntest. Ohne Fachwörter und so, dass selbst ein Azubi von dir lernen könnte.
Während die einen Kandidaten bereits drei Wochen vorher alle verfügbaren Anfahrtsmöglichkeiten abgescannt haben und sich zwischen dreißig und zwanzig Minuten zu früh nicht entscheiden können, googeln die anderen Kandidaten eine halbe Stunde vor dem Bewerbungsgespräch, wie sie denn an diesen Ort gelangen könnten. Weder die eine Variante, noch die andere ist besonders vorteilhaft. Die folgenden Argumente zeigen dir, warum Pünktlichkeit einiges über dich als Bewerber aussagt:
Das sind nur einige Beispiele für die Assoziationen von Unpünktlichkeit in beiden Richtungen. Weder noch ist hier die Devise, sondern die berühmte Punktlandung. Und wenn du dafür bei drei Grad Minus noch eine Runde vor dem Unternehmen drehen musst.
Viele Bewerber machen den Fehler und geben nach einem Fauxpas direkt auf. Sei es der Handschlag, der irgendwie schiefgelaufen ist, die Verspätung oder das unpassende Thema für den ersten Smalltalk: Wie kannst du jetzt das Ruder noch herumreißen? Tatsache ist, dass Personaler sich selten von Eindrücken leiten lassen. Natürlich spielt auch Sympathie eine Rolle, aber letzten Endes wird die Entscheidung auf der Basis einer langen Liste an Fakten getroffen. Das Vorstellungsgespräch trägt dazu bei, ein Gesamtbild zu bekommen. Dabei achten Personaler besonders auf drei Dinge:
Besonders große Unternehmen erhalten auf Ihre Stellenausschreibungen nicht selten hunderte Bewerbungen. Selbst eine erste Auswahl hilft dem Personaler nicht dabei, einen Personenkreis einzugrenzen, der zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird, da dieser Prozess zu zeitaufwändig wäre. Aus diesem Grund gibt es vorab Telefoninterviews, um die generelle Eignung zu prüfen, offene Fragen zu klären und den Kreis der Kandidaten weiter einzugrenzen.
Aber auch, wenn du dich um einen Job bewirbst, der außerhalb deiner Reichweite liegt, ist ein Telefoninterview meistens das Mittel der Wahl. Die wichtigste Regel lautet daher auch: Nimm diesen Termin ernst. Häufig wird der telefonische Kontakt unterschätzt, obwohl dieselben Inhalte wie im persönlichen Gespräch abgefragt werden können. Die folgenden Tipps helfen dir dabei, dich auf diesen wichtigen Termin perfekt vorzubereiten:
In einer Stellenanzeige werden in den häufigsten Fällen konkrete Anforderungen aufgelistet. Wenn diese Punkte auch in deinem Lebenslauf zu sehen sind, fällt die Entscheidung zu einer Bewerbung leicht. Womit die meisten Bewerber allerdings nicht rechnen, ist eine direkte Überprüfung dieser Kenntnisse im Vorstellungsgespräch, besonders im sprachlichen Bereich.
Auch wenn du dich auf Englisch problemlos verständigen kannst und schon längere Zeit im Ausland warst: Das ist keine Garantie dafür, dass der Wechsel ins Englische im Bewerbungsgespräch reibungslos funktioniert. Die meisten Kandidaten sprechen zwar gutes Englisch, Fachenglisch ist allerdings eine ganz andere Herausforderung. Zusammen mit der generell stressigen Situation kann das schnell zu einem Blackout führen.
Bei verdächtigen Formulierungen in der Stellenanzeige gilt es also, dich gezielt vorzubereiten. Auch hier ist eine Trockenübung vor dem wichtigen Termin eine gute Idee. Und wenn es nur der Spiegel und Du sind. Englische Bücher über dein spezielles Fachgebiet sind eine hervorragende Vorbereitung. Aber auch englische Filme und Fachzeitschriften. Gerade für das Vorstellungsgespräch sind noch zwei weitere Punkte wichtig: Erstens solltest du deinen Lebenslauf auf Englisch fließend erklären können. Und zweitens kann dich der schnelle Wechsel vom Englischen ins Deutsche stocken lassen. Das kannst du einfach üben, indem du Texte, Videos oder Ähnliches übersetzt. Mal in die Eine, mal in die andere Sprache.
Direkt nach dem Vorstellungsgespräch ist die Erleichterung groß, besonders wenn es richtig gut gelaufen ist. Das hält vielleicht zwei Tage an, bis sich die Gedanken anfangen um die eine Frage zu drehen: Bekommst du den Job?
Eine gute Idee ist es daher, direkt am Ende des Gespräches zu klären, wie das weitere Prozedere aussieht. So weißt du genau, wann du Bescheid bekommst und ersparst dir die nervenaufreibende Warterei. Aber auch dann kann es manchmal passieren, dass einfach keine Nachricht kommt. Das kann mehrere Gründe haben:
Keine Rückmeldung bedeutet also nicht direkt das Aus. Um dich aber in Erinnerung zu bringen, ist es immer gut, eine Mail spätestens drei Tage nach dem Vorstellungsgespräch zu versenden. Darin kannst du dich für das interessante Gespräch bedanken und dein weiterhin bestehendes Interesse betonen. Wenn trotzdem innerhalb von zwei bis drei Wochen immer noch keine Rückmeldung da ist, kannst du dich durch eine weitere Mail nach dem Stand der Dinge erkundigen.
Es gehört zum guten Ton von Unternehmen, sich bei allen Kandidaten zu melden und eine klare Zu- oder Absage zu versenden. Wenn das nicht der Fall ist, verrät dir das Einiges über die Unternehmenskultur. In diesem Fall ist abhaken und dankbar sein die beste Entscheidung.
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