Studierendenleben
22.10.2024
Während die einen auf eine lange Tradition pochen, schlagen Tierschützer Alarm: Der Stierkampf. Welchen Ursprung hat diese Praktik? Wieso gibt es bislang keine rechtlichen Vorgaben, das Wohl der Tiere zu gewährleisten? Wir klären darüber auf, was es mit dem Stierkampf auf sich hat, wo dessen Ursprünge liegen und wie die Zukunft aussieht, sodass auch Du alles Wichtige weißt, was es hierzu wissen gibt.
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, woher der Stierkampf stammt und wie sich dieser etablieren konnte.
Den Ursprung hat der Stierkampf in Spanien, wird jedoch auch in weiten Teilen Lateinamerikas praktiziert, welche unter spanischem Einfluss standen. Auch in anderen Teilen Europas wie Frankreich und Portugal sind Stierkämpfe bekannt.
Ursprünglich solle er dem „Zeitvertreib“ von Rittern gedient haben, welche zu Beginn auf Pferden saßen und später ohne Pferde „antraten“. 1796 soll der Matador José Delgado die Regeln dieser Praktik verfasst haben, jedoch gibt es Belege, die bereits auf das 13. Jahrhundert hindeuten.
Für die Stierkämpfe werden keine „normalen“ Rinder verwendet, es handelt sich hierbei um eine besondere Form von Kampfstieren, welche in einem menschenfernen Umfeld aufwachsen und erst im Alter von 6 Jahren mit Menschen in Kontakt kommen. Dann werden jene Stiere an Arenen verkauft. Die Züchtung dieser speziellen Stiere wird von etwa 1200 Zuchtbetreibern durchgeführt, entsprechend gibt es viele Menschen, die auch finanziell von den Stierkämpfen profitieren.
Die Kämpfe finden traditionell in hierfür extra angelegten Arenen statt, in welchen die Kämpfe stattfinden. Je nach Region gibt es beim Ablauf des Stierkampfes Unterschiede.
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Beim klassischen Stierkampf gibt es 3 Etappen, welche jeweils durch ein Hornsignal angekündigt werden. Der Stier wird bereits zu Beginn „geschwächt“, indem er auf verschiedene Weisen verletzt wird. Vor der ersten Etappe werden dem Stier von den Picadores Lanzen in den Nacken gestoßen, damit der Stier diesen nicht mehr heben kann.
In der ersten Etappe begutachten Matador und Publikum den Stier auf sein Verhalten hin. Wie greift er an? Ist er eher ruhig oder nicht. Um dies zu testen, nutzt der Matador ein großes Tuch, welches von einer Seite lila und von der anderen Seite golden ist, um den Stier zu provozieren, jedoch sollen Stiere nicht gut sehen können, weshalb die mögliche „Aggression des Stieres“ wahrscheinlich eher auf den Schmerz im Nacken zurückzuführen ist.
In der zweiten Etappe werden dem Stier weitere Verletzungen durch bunte Spieße mit Widerhaken zugefügt. Sollte dies nicht ausreichen, um den Stier „aggressiv genug“ zu machen, werden noch längere schwarze Spieße mit Widerhaken eingesetzt.
In der letzten Etappe nutzt der Matador das bekannte rote Tuch („Muleta“), um den Stier weiter zu provozieren und führt beim Ausweichen der Angriffe des Stieres festgelegte Bewegungen aus. Beim letzten provozierten Angriff sticht der Matador dem Stier in die Halsschlagader, wodurch der „Kampf“ beendet ist. Wenn der Stier hierdurch nicht sofort stirbt, muss der Todesstoß durch einen Helfer erfolgen.
Eigentlich gibt es kaum einen Stier, der in irgendeiner Form „gewinnt“. Nur „schlechte“ Stiere, die von Beginn an „keine Lust“ auf einen Kampf haben, werden meistens direkt vom Publikum ausgebuht und ersetzt. Auch sehr „gut kämpfende“ Stiere können auf „Begnadigung“ hoffen, wenn sie das Publikum gut unterhalten haben, jedoch liegt hier auch der Fokus auf einer möglichen „guten Zucht“ des erfolgreichen Stiers.
In beiden, eher seltenen, Fällen sind die Tiere jedoch stark verwundet, auch wenn sie überleben sollten.
Nun zum eigentlichen Streitpunkt bei diesem Thema: Wo hört Tradition auf, wo fängt Tierschutz an, oder eher noch, welche Traditionen sind „angemessen“ und welche sollten dringend überdacht werden? Und viel wichtiger noch, wer bestimmt, welche kulturellen oder religiösen Aspekte „überdacht“ werden müssen? Alles andere als einfach.
Dass die Praktik des Stierkampfes kritisch zu beäugen ist, dürfte den meisten heute klar sein, dennoch gibt es „Bewunderer“ der Stierkämpfe, welche Jahr für Jahr enthusiastisch Stierkämpfe verfolgen. Es gab in Ländern, die Stierkämpfe ausrichten, bereits Versuche diese zu verbieten, jedoch waren diese Verbote nur von kurzer Dauer und wurden mit dem Grund „kultureller und traditioneller Freiheit“ wieder rückgängig gemacht.
Befürworter pochen auf die kulturelle Freiheit dieses seit Jahrhunderten andauernden „Zeitvertreibs“ von Rittern und auf wirtschaftliche Konsequenzen. Zehntausende Menschen profitieren von den Kämpfen und sorgen auch durch den hieraus resultierenden Tourismus für wirtschaftlichen Profit. Zudem könne ein Züchter nicht auf Fleischproduktion umsatteln, da sich Kampfstiere nicht auf die gleiche Weise züchten lassen, wie andere Rinder. Entsprechend ist der Stierkampf mittlerweile ein Milliardengeschäft.
Kritiker betonen die massive Darstellung von Tierquälerei, welche durch keine Tradition gerechtfertigt sein kann und zu einer Verharmlosung von Gewalt gegenüber Tieren führt. Zudem sei die Mehrheit der Menschen gegen Stierkämpfe und die Tatsache, dass Subventionen den Stierkampf „am Leben erhalten“, zeige, dass der Verkauf von Eintrittskarten nicht mehr ausreicht, um wirtschaftlich bleiben zu können.
Und hier nun wieder die Frage: Kann man Tierquälerei mit „kultureller Freiheit“ rechtfertigen? Hätte dies zur Folge, dass Tierschutz immer schwerer durchzusetzen sein wird? Und umgekehrt: Kann die Frage nach der traditionellen Freiheit ein bodenloses Fass öffnen, welches dafür sorgen könnte, dass kleinste Details kultureller, traditioneller oder religiöser Praktiken von außen in Frage gestellt oder gar verboten werden könnten? Der Stierkampf kann natürlich nicht mit anderen Schlachtungsriten gleichgesetzt werden, sodass eine Einschränkung oder Anpassung dessen „einfacher“ möglich sein müsste, oder?
Eventuell kann eine Förderung der Diskussion innerhalb derer, die einen Bezug zu den Stierkämpfen haben, ermöglichen, eine Lösung zu finden, ohne eine äußerliche Bevormundung zu erzwingen, welche die Fronten wahrscheinlich nur weiter erhärten würde. Zudem sorgt zwangsläufig der andauernde Streit um den Stierkampf dafür, dass der Stierkampf nicht zukunftsfähig ist, wodurch allein hierdurch ein "Umsatteln" der aktuellen Profiteure notwendig wird.
Fakt ist, der Stier leidet massiv und die Tatsache, dass der Ursprung auf reinen „Zeitvertreib“ zurückzuführen ist, sollte die Frage kultureller Freiheit erübrigen. Sie ist nicht mit religiösen Schlachtungsriten gleichzusetzen und kann nicht eigenständig für Wirtschaftlichkeit sorgen.
Aufgrund der Tatsache, dass wir im 21. Jahrhundert noch immer Stierkämpfe dulden und „zu viele“ Menschen begeistert zuschauen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine finale Lösung noch nicht in Sicht ist. EU-Subventionen, auch aus deutschen Steuergeldern, unterstützen diese Praktik zusätzlich, weshalb auch hier ein Umdenken geschehen müsste.
Versuche einzelner Staaten zeigen jedoch, dass es nicht unmöglich ist, eines Tages Stierkämpfe zu verbieten, ohne die Absicht Kultur einzuschränken, sondern Tierquälerei zu unterbinden. Und auch die Menschheit, welche überwiegend gegen Stierkämpfe ist, zeigt, dass auch wir Menschen keine Gewalt mehr wollen.
Dieser Artikel soll auch zeigen, dass es wichtig ist, sich über Ursprünge und Hintergründe genau zu informieren, um besser urteilen zu können, um somit eines Tages nachhaltige Lösungen finden zu können, wodurch die Welt ein Stück weit besser werden kann.
In diesem Artikel wird für eine bessere Lesbarkeit und Auffindbarkeit tendenziell die männliche Bezeichnung verwendet. Wir richten uns aber an alle Geschlechter.
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