Das Prinzip der Nachhaltigkeit

Studierendenleben

27.01.2023

Das Prinzip der Nachhaltigkeit

Was steckt hinter dem Begriff Nachhaltigkeit? Warum begegnet er uns derzeit in so vielen Lebensbereichen? Und was hat er mit den kommenden Generationen zu tun?

Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und beschreibt den nicht verschwenderischen, sparsamen, verantwortungsvollen Umgang mit nicht erneuerbaren  Ressourcen (z. B. Erdöl). Auch lässt sich der Begriff mit erneuerbaren, also nachwachsenden Ressourcen (z. B. Fisch- und Waldbestände, Energiepflanzen) assoziieren, bei dem langfristiges wirtschaftliches Planen im Vordergrund steht. Die Generationsverantwortung, also das Erhalten der Natur, um zukünftigen Generationen das Leben in denselben, wenn nicht verbesserten Umständen zu gewährleisten, ist die Basis dessen.
Ein wichtiger Bestandteil bei der Umsetzung dieser Generationsverantwortung ist die Entwicklungszusammenarbeit, also technische Hilfe und Zusammenarbeit, die Güterhilfe (Investitionsgüter, Nahrungsmittel etc.), die Kapitalhilfe (z. B. Kredite) und die handelspolitische Zusammenarbeit (Stabilisierung von Preisen, Abbau von Zöllen).

Zusammenfassend beschreibt Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass sich dies nicht negativ auf zukünftige Generationen auswirkt. Dafür müssen alle Dimensionen der Nachhaltigkeit gleichermaßen beachtet werden:

  • Wirtschaft
  • Sozial-kulturelle Einbettung
  • Ökologie

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Ausschlaggebend für diese Erkenntnis war die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. Hierbei trafen sich Vertreter:innen aus 178 Ländern, um sich mit der Frage der Umwelt in den kommenden Jahrzehnten zu befassen. Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung wurde als internationales Leitbild anerkannt, um eine Lösung für das Phänomen „Umweltkatastrophe“ finden zu können.

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Warum sollte die Wirtschaft nachhaltig sein?

Konsum bedeutet in unserer globalisierten Realität Güter aus aller Welt erhalten und produzieren zu können, hierbei spielt die Wirtschaft und Ressourcenverteilung eine sehr große Rolle. Haushalte können zwar durch den individuellen Konsum die Wirtschaft beeinflussen, nichtsdestotrotz kann nur die Wirtschaft entscheiden, wo und inwiefern Güter produziert werden. Und darauf Einfluss zu nehmen, wäre bis zu einem gewissen Grad, Aufgabe der Politik.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Lebensmittelindustrie, welche sich in den letzten Jahren beobachtbar den Konsument:innenwünschen angepasst hat. Durch den enormen Anstieg der Personen, die auf Fleisch verzichten Anzahl der Veganer:innen in Deutschland 2022, gibt es nun auch mehr Fleisch-Ersatz-Produkte. Schlicht, weil es vermehrt nachgefragt wird. Außerdem rücken Informationen zur Lebensmittelproduktion und die dafür aufgewendeten Wasser-, Land und Energieressourcen immer weiter ins Bewusstsein und plädieren für nachhaltige Verpackungen und Produktionsprozesse.

Fairtrade und Bio als neues Statussymbol?

Der Bedürfnispyramide von Maslow ist entnehmbar, dass Essen, Trinken, Kleidung und Schlaf als Grundbedürfnisse zuallererst befriedigt werden müssen. Ist das geschehen, schließen sich weitere Bedürfnisse des Menschen an:

Grund- oder Existenzbedürfnisse

  • Sicherheit
  • Sozialbedürfnis
  • Anerkennung und Wertschätzung
  • Selbstverwirklichung

Wenn jedoch alle Bedürfnisse befriedigt sind, ist die Wahrscheinlichkeit laut dem Anthropologen Richard R. Wilk hoch, dass Nahrungsmittel auch als Status fungieren können und zur Identitätsstiftung instrumentalisiert werden können. Der Konsum regionaler biologischer Produkte wird durch den höheren Preis zu einem Symbol einer dementsprechend besser verdienenden Gesellschaftsschicht. Gesunde Lebensmittel werden so zu einem teurerem Luxusprodukt, da nachhaltig hergestellte Produkte in der Regel frei von Pestiziden und tierische Produkte weniger Antibiotika enthalten.

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Müssen nachhaltige Produkte zwangsläufig zu einem Luxusgut werden?

Gäbe es den politischen Willen könnte der Fokus auf nachhaltige Förderung von regionalen Produkten gelegt werden und der Konsum regionaler und somit nachhaltiger Produkte müssten nicht zwangsläufig kostenintensiver als importierte Produkte und Lebensmittel sein. Dadurch bekäme die Nachhaltigkeit einen anderen Stellenwert und würde dann die Regel abbilden und nicht die Ausnahme.

Vor langer, langer Zeit war das auch der Normalzustand. Noch vor der Industrialisierung lebten in praktisch jedem Haushalt parallel Produzent:innen und Konsument:innen, in Personalunion sozusagen. Mit dem globalisierten Kapitalismus ist die Gruppe der Produzent:innen abgespalten worden. Eine Rückbesinnung ist derzeit der DIY-Bewegung zu beobachten.

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Reparieren? Oder doch viel lieber vermeiden?

Aus wirtschaftlicher Perspektive ist Vorbeugung in der Regel rentabler und wesentlich effizienter als die Reparatur von neuentstanden Schäden durch die Menschheit. Deshalb ist der Bestandteil der Entwicklungszusammenarbeit die Prävention und Kenntnisnahme bestimmter Problematiken wie beispielsweise Umweltkatastrophen und daraus folgenden Hungersnöten. Bildungskampagnen zur Aufklärung, Frühwarnsysteme und Subventionen entlasten die Bevölkerung primär und schlussfolgernd die Wirtschaft sekundär.

Was kann ich zur Nachhaltigkeit beitragen?

  • Den eigenen Konsum hinterfragen
  • Sich informieren
  • Politisch aktiv sein

Den eigenen Konsum hinterfragen – bewusstere Entscheidungen treffen!

Jede:r konsumiert. Sei es das lebensnotwendige Essen oder die unverzichtbare Kleidung. Aber auch Luxusgüter und Entertainmentprodukte. Die Grenze von “brauch ich” zu “will ich” ist fließend und manchmal schwer auszumachen. Um zukünftig bewusster ja oder nein zu einem Produkt sagen zu können, überflüssige Impulskäufe zu vermeiden und dabei den Aspekt Nachhaltigkeit einzukalkulieren, stell Dir vorab ein paar wichtige Fragen:

  1. Wo wurde dieses Produkt produziert?
  2. Wie viele Arbeitsstunden stecken in dem Produkt?
  3. Was für Ressourcen wurden für die Herstellung genutzt?
  4. Gibt es eine nachhaltigere Alternative?
  5. Habe ich die finanziellen Mittel, um die nachhaltigere Alternative zu kaufen?
  6. Möchte ich das Produkt, weil es MICH besser fühlen lässt?
  7. Möchte ich das Produkt aufgrund gesellschaftlichen Druckes besitzen/konsumieren?

Ein gutes Beispiel für die fehlende Implementierung des Prinzips der Nachhaltigkeit ist die Bekleidungsindustrie. Auch diese Industrie befriedigt ein Maslowsches Grundbedürfnis. Leider gibt es jedoch keine Korrelation zwischen der Dauer der Produktion, dem Preis und der Nachhaltigkeit. Markenkleidung kann genauso Klima lastig, wie Fast Fashion produziert werden. Jedoch wird dies nicht so ersichtlich, wenn keine Informationen über Arbeitsbedingungen und Rohstoffe gegeben sind. Ein sehr großer Trugschluss ist beispielsweise die Wertung von Baumwolle, welche gesellschaftlich als nachhaltig angesehen wird, jedoch einen enorm hohen Wasserbedarf hat. Obwohl Baumwolle biologisch abbaubar ist und in die Kategorie der nachwachsenden Rohstoffe fällt, steigen die Unternehmen eher selten auf Bio-Baumwolle um. Dies ist mit dem grundsätzlich positiven Prestige von Baumwolle und den höheren Produktionskosten von nachhaltiger Produktion verknüpft.

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Wissen ist Macht – die Macht der Konsument:innen

Sich zum Produktionsprozess von Kleidung zu informieren, kann recht aufwendig und komplex werden. Kürzlich aufgedeckte Betrugsskandale im Rahmen von vermeintlich nachhaltigen Produktionsabläufen von Kleidung erschweren diese Bemühungen zusätzlich. Kann ich den gefundenen Informationen überhaupt trauen? Lohnt sich der ganze Aufwand der Recherche?
Hier muss es ein klares Ja zur Antwort geben. Auch wenn wir Lichtjahre von perfekten Produktionsbedingungen im Sinne der Umwelt und der Gesundheit der Verbraucher:innen entfernt sind, dürfen wir das Bemühen darum nicht aufgeben. Sondern müssen mit unseren Möglichkeiten, wie zum Beispiel bewusste Kaufentscheidungen zu treffen, positiv an der dieser Entwicklung teilhaben. Wem das, aber nicht reicht mit der Teilhabe, sollte sich umfassender in die Nachhaltigkeitsdebatte und ihre zahlreichen Projekte in diversen Lebensbereichen einbringen und selbst aktiv werden.

Selbst aktiv werden!

Wenn Du mehr möchtest als Fairtrade einzukaufen, kannst Du Dich auch in Projekten, Aktionen und Demonstrationen, meistens über eine Umweltorganisation organisiert, ganz direkt engagieren. Hier nochmal drei Ansätze, um für das Prinzip der Nachhaltigkeit und dessen Umsetzung aktiv zu werden:

  • Politisches Engagement: Wahlen oder Mitarbeit in umwelt-politischen Organisationen
  • Aufklärung im sozialen Umfeld im Rahmen von Projekten verschiedener Organisationen
  • Den eigenen Konsum weiter anpassen: auf den ökologischen Fußabdruck achten

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