Die Gefahren der "Hustle-Culture": Arbeiten bis zum Umfallen

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01.03.2022

Die Gefahren der "Hustle-Culture": Arbeiten bis zum Umfallen

Wir befinden uns einer Zeit, in der Schnelllebigkeit sowohl gelebt als auch gepriesen wird. Egal, ob es um zwischenmenschliche Beziehungen, körperliche Fitness oder berufliche Karriere geht, die heutige Gesellschaft baut auf Erfolg in kürzester Zeit. Immer höher, schneller, weiter: öffnet man aktuell populäre Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok, so wird man häufig von einer ganzen Welle an Videos, Fotos sowie Beiträgen dazu überschwemmt, wie man sich und sein Leben am effektivsten „upgraden“ kann. Sport und frühes Aufstehen werden empfohlen, die perfekte Skin-Care-Routine mit teuren Produkten vermarktet, sodass ein Lebensstil glorifiziert wird, welcher in sämtlichen Bereichen darauf abzielt, besser zu werden. Doch was steckt eigentlich hinter dem Hype und ist er wirklich so gesund, wie versprochen wird?

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Ob die perfekte Morgenroutine, die gesunde Ernährung oder Anstrengung bis spät in die Nacht, gemein ist ihnen allen, dass sie auf größtmögliche Effizienz und Produktivität im Alltag abzielen. Sowohl im Studium als auch der Arbeitswelt wird hier vor allem eins idealisiert: langes und hartes Arbeiten, das „Hustlen“ bis zum Umfallen, um für die eigenen Ziele zu kämpfen. Beim Spaziergang durch die Innenstadt sieht man junge Leute, die in Cafés mit Laptop und überfüllten Kalendern sitzen, telefonierend an einem vorbeihetzen oder auf dem Weg ins Büro noch schnell an der Hausarbeit weiterschreiben, die sie nebenbei für ihr Studium verfassen. Die Symptome sprechen für sich, die Diagnose eindeutig: Arbeiten wird zum Lifestyle.

Dass diese Einstellung kurzfristigen Erfolg verspricht, ist logisch, wie sieht es allerdings langfristig aus? Heutiger Beitrag widmet sich genau dieser Frage; zudem sehen wir uns an, was genau der Begriff „Hustle Culture“ umfasst und wie man die Grundidee im eigenen Alltag nutzen kann, jedoch ohne dabei sich selbst oder die persönliche Freizeit vollständig aufgeben zu müssen!

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Zunächst einmal ‒ was ist eigentlich „Hustle Culture“?

Das eigene Ferienhaus mit Südseestrand hinter dem Garten, ein schicker Sportwagen vor der Tür und die neueste Armbanduhr am Handgelenk: denkt man an den Begriff „Erfolg“, so entstehen fast automatisiert Assoziationen mit Bildern von materiellen Errungenschaften, welche nur mit enormen Summen Eigenkapital zu stemmen sind. Ging es dir genauso? Dann bist du definitiv nicht allein, schließlich hast du vielleicht ja auch schon einmal den Spruch gehört, dass mit ein wenig Arbeit alles zu schaffen ist – selbst den oben beschriebenen Lebensstil für sich selbst zu verwirklichen. Dieser Grundidee bedient sich auch unser heutiges Thema: die „Hustle Culture“.

„It's a lifestyle where career has become such a priority in your life or the environment that you work in that other aspects of being human — such as hobbies, family-time and self-care — often take a back seat“ – Adele Jackson-Gibson, Goodhousekeeping.com

Was auch unter „Workaholism“ bekannt geworden ist, trägt nicht umsonst Beinamen wie „Toxic Productivity“ oder „Burnout Culture“, denn klar ist, dass stetiges Arbeiten ernsthaft krank macht. „Ganz oder gar nicht“ – uns Menschen ist es immanent, dass wir klare Prinzipien benötigen und oft lediglich schwarz-weiß-Denken in unserem Alltag zulassen. Etwas ist „gut“ oder „schlecht“, „genügend“ oder „zu wenig“, ein Mittelmaß kennen wir oftmals nicht. Unsere Gesellschaft hat schon immer gerne polarisiert, selbst im Mittelalter gab es vom reichen Adel bis zum armen Volk ein ganzes Spektrum an unterschiedlichen Schichten. Da heutzutage jedoch jeder die Chance hat, sich einen ausgefallenen Lebensstil zu erarbeiten, konnte sich das Streben nach immer mehr flächendeckender etablieren als es vielleicht früher der Fall gewesen ist.

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Der aus dem Englischen stammende Begriff „hustle“ lässt sich mit „etwas erkämpfen“ übersetzen, als kombinierte Bezeichnung hat es die „Hustle Culture“ jedoch noch nicht in den Duden geschafft. SPIEGEL Job & Karriere berichtet in Bezug auf den amerikanischen „hustle“ von „Ehrgeiz, eine Hatz bis hin zur Überforderung. Ein Drängen und Stoßen bis hin zur Nötigung“ und spielt hiermit auch auf die Schattenseiten des vermeintlichen Erfolgsrezepts an, welcher wir uns später widmen werden.

Um die Intention hinter der „Hustle Culture“ besser zu verstehen, müssen wir uns zunächst der Frage widmen, was genau eine typische Person ausmacht, die diese als persönlichen Lifestyle etabliert hat. Folgende Eigenschaften lassen sich hier aufführen:

  • Übermäßiges Arbeiten und stetiges Leisten von Überstunden
  • Vernachlässigung von sozialen Kontakten oder Freizeitbeschäftigungen
  • Hoher Selbstanspruch
  • Übergehen von Grundbedürfnissen wie Schlaf oder Mahlzeiten
  • Der Sprung in die Selbstständigkeit
  • Keine Pausen
  • Wochenendschichten
  • Wenig bis keinen Urlaub
  • Perfektionsstreben

Generell kann ein „Hustler“ also mit einer Person gleichgesetzt werden, welche enorme Menge an Mitteln wie Zeit und Arbeit investiert, um gesellschaftliche Faktoren wie Geld, Ansehen oder Erfolg zu erzielen. Dabei werden Faktoren außerhalb der Arbeit nichtig, die „Hustler“ vergraben sich in Arbeit. Dass ihre mentale Gesundheit oder andere Faktoren ebenfalls den Bach hinunterziehen, wird den meisten oft zu spät bewusst. Damit dies nicht mehr geschieht, klären wir über die andere Seite der Medaille „Erfolgsversprechen Hustle Culture“ auf.

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Die Gefahren des Arbeitens ohne Grenzen

Fortschritt existierte schon immer. In sämtlichen Etappen der insgesamt sechs Millionen Jahre Menschheitsgeschichte wäre Entwicklung ohne progressives Denken kaum möglich gewesen, schließlich ist es unseren Vorfahren wie Carl Benz, Harvey Hubbell II. oder Charles Babbage zu verdanken, dass wir Autos fahren, der Strom aus der Steckdose fließt und wir unseren Computer im Homeoffice bedienen können. Und um erfolgreich zu sein, müssen wir Leistung erbringen, daran führt ohne Zweifel kein Weg vorbei. Dieser Artikel soll nicht darauf abzielen, die faule Haut zu zelebrieren oder Bequemlichkeit als neues Mindset anzupreisen, allerdings muss verdeutlicht werden, dass mit Fortschritt stets Produktivität einhergeht ‒ und die kann auf Dauer nicht ohne Pause aufrechterhalten werden. Genau dort befindet sich der springende Punkt.

Mit Unternehmer:innen wie Elon Musk, welcher durchschnittlich 80 bis 100 Stunden pro Woche in Arbeit investiert, existieren lebendige Beweise, dass Arbeiten jeden zum ganz großen, persönlichen Ziel führen wird. Und es stimmt, an der These ist tatsächlich etwas dran, jedoch wird mit der „Hustle Culture“ eine Arbeitsweise impliziert, welche jegliche andere Bedürfnisse vollständig vernachlässigt.

Viele junge Menschen versuchen mit den anderen Schritt zu halten, ein Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Zeit, Konkurrenz sowie sich selbst entsteht, bei welchem permanent probiert wird, die eigenen Leistungen zu übertreffen. Wird am ersten Tag eine Stunde Sport getrieben, sind es am darauffolgenden zwei. Nachdem um sechs Uhr der Wecker klingelt, könnte man ihn auch auf fünf oder noch früher stellen, schließlich bleiben die verschlafenen Stunden so für mehr Arbeit. Zudem kann nach hinten heraus weitergearbeitet werden, schließlich wird Ruhe vollkommen überbewertet.

Bei solchen Gedanken sollte man sich lediglich eine Frage stellen: Wo hört es auf?
Wo sind die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben, wenn keine Kapazität wie Zeit oder Energie bleibt, um mit Freund:innen am Abend ein Feierabendbier zu trinken, frühstücken zu gehen oder den Wochenendtrip ans Meer zu unternehmen?
In unserem letzten Artikel über Side Business und Unternehmer:innentum sprechen wir auch über Gefahren des Trends, sich selbstständig zu machen und typische Fehler, die zu vermeiden sind. Ähnlich wie bei der „Hustle Culture“ kann es nämlich auch hier zu Gefühlen von Überforderung, innerem Druck und vor allem einem Aspekt kommen: Stress. Folgen von langzeitiger Anspannung ohne durchzuatmen sind fatal, sowohl psychisch als auch körperlich, wobei sich diese mentalen Symptome zeigen können:

  • Innere Unruhe und Schlafstörungen
  • Burnout-Gefahr
  • Reizbarkeit und Anspannung
  • Vergesslichkeit
  • Antriebslosigkeit, Erschöpfung sowie Müdigkeit
  • Gefühl von Hilflosigkeit und Überforderung
  • Unzufriedenheit

Und folgende physische Folgen können bei erhöhter Stressbelastung auftreten:

  • Geschwächtes Immunsystem
  • Kopfschmerzen
  • Muskelkrämpfe
  • Schwindel
  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Erhöhter Puls bis hin zu Herzrasen
  • Flache Atmung

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Wie Du das Konzept der „Hustle Culture“ für dich nutzen kannst

Das schöne an Sprache und ihrer Vielfalt ist, dass sie sich stets auf das Denken auswirkt. Worten haften spezifische Bedeutungen an, welche jedoch arbiträr, also willkürlich sind. Wie bereits der Schweizer Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure herausfinden konnte, existiert keine direkte Verbindung zwischen einem sprachlichen Zeichen und dessen Realisierung. Von der Theorie zum Konzept, was ist damit nun gemeint? Wenn du für deine Ziele arbeiten, allerdings nicht der „Hustle Culture“, wie sie oben bereits geschildert wurde, verfallen möchtest, solltest du den Arbeitsbegriff für dich neu definieren. Alles beginnt mit der individuellen Einstellung, heißt also, dass du dir selbst den Begriff „hustlen“ als Arbeiten vorstellen kannst, der jedoch auch das nötige Maß an Entspannung, Ruhe und Freizeit bietet.

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Wenn du für dich den Begriff neu bestimmst, kannst auch du für deine Ziele arbeiten und „hustlen“, allerdings auch mit langfristiger Effizienz durch Pausen und soziale Kontakte. Wie in sämtlichen Lebensbereichen gilt es nämlich, die Wage aufrecht zu erhalten zwischen professionellem und privatem Leben, wobei keines unter dem anderen leiden sollte.

Um deinen Alltag optimal zu strukturieren und Stress zu managen, folgt hier deine Checkliste für ein „hustlen“ ohne nachfolgende Schäden sowie einen ausgeglichenen Lebensstil:

  • Ernähre dich gesund: Kennst du den Spruch: „Du bist, was du isst?“ Dort ist tatsächlich etwas dran, schließlich gehört zu einer ausgewogenen Lebensweise auch der richtige Treibstoff
  • Treibe Sport: Bewegung in genereller Hinsicht trägt zu einer optimalen Stressreduktion bei und hilft dir dabei, dich auszupowern
  • Licht: Natur und Sonnenstrahlen sind wahre Wunderwirker, wenn es darum geht, den Wohlfühleffekt zu steigern und unsere Leistungsfähigkeit zu erhöhen
  • Luft: Erinnerst du dich daran, dass wir als Kinder in der Schule stets in den Pausen auf den Schulhof nach draußen geschickt wurden? Auch, wenn es uns damals nicht so erschien, hatte dies seine Gründe, schließlich ist frische Luft wichtig, um den Kopf einmal freizubekommen
  • Liebe: Was fehlt noch bei dieser dreier-Kombination? Korrekt, die Liebe. Umgib dich mit deinen Freund:innen, der Familie oder Haustieren und pflege deine sozialen Kontakte
  • Umgib dich mit den richtigen Personen: Wo wir gerade beim Thema Umfeld sind, ist es natürlich genauso elementar, dass du Menschen um dich hast, die ähnliche Ziele wie du verfolgen, um einander optimal zu motivieren, aber auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen

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